Sonntags im Golden Gate Park wird geswingt

Als ich aus dem Muse­um her­auskam, war ich geschafft. So viele Ein­drücke, viel zu viel wieder ein­mal. Ich wollte nur Pause machen und dann hörte ich Musik. Neugierig wie ich nun mal bin, schaute ich hin und da gab es Gratis-Tanzs­tun­den, um Swing zu ler­nen. Ganz dunkel erin­nerte ich mich, hat­te ich ihn in der Tanzschule mal gel­ernt, aber nie recht begrif­f­en. Naja, tanzen hab ich mich nicht getraut. Aber über’s ganze Gesicht grin­sen hab ich müssen.

So soll die Welt sein.
Alle tanzen.
Alt und Jung,
Men­schen aller Farben,
Kön­ner und Anfänger,
jede Frau und jed­er Mann, jedes Kind.
Alle sind eingeladen,
miteinan­der das Leben zu genießen.

Es gab Pärchen in jed­er Alter­sklasse, die Profis tauscht­en hin und her, da gab es sehr begehrte Tanz­part­ner, die 5x den Part­ner während eines Tanzes tauscht­en. Es gab gemein­same Tänze in Lines. Es war ein­fach alles vertreten. Ich fand es wunderbar.

Manch­es Urhe­ber­recht mag nicht, dass ich die Andrew Sis­ters dazu swin­gen lasse (dabei habe ich es ja auch nur von youtube herun­terge­laden). Wie mir gemeldet wurde, hat Deutsch­land etwas dage­gen. Für alle, denen hier ein Strich durch die Rech­nung gemacht wird: Dreht die Andrew Sis­ters auf und genießt die Fotos.

Sedna und der Rabe

Als ich an der Mün­dung von Big Sur saß und den Sound des kleinen Flusses und des Meeres auf­nahm, kam ein Rabe und begann mich unauf­fäl­lig zu beobacht­en. Manch­mal nahm er ein Stöckchen und schleud­erte es durch die Luft, um mir zeigen, dass ich ihm völ­lig egal bin und es ihn über­haupt nicht inter­essiert, was ich hier tue.img_03671

Als plöt­zlich eine Welle weit ins Land here­in­schwappte und er sprang auf den höch­sten Punkt, einem Stein, der im Sand lag. Da habe ich das Foto von ihm gemacht.

Jamie Sams und David Car­son, bei­de indi­an­is­ch­er Abstam­mung, haben mit ihrem Buch über Karten der Kraft, die Medi­zin des Rabens beschrieben.

 

 

 

 

Sie enthält das große Geheim­nis der Leere.

Schwarz ist für die Natives eine Farbe von magis­ch­er Kraft. Fürcht­en muss sie der, der sie miss­braucht. Der Rabe sym­bol­isiert die Leere — das Geheim­nis von dem, was noch nicht gebildet wurde. Raben sind auch ein Sym­bol für Schwarze Löch­er im Uni­ver­sum, die alle Energie  anzieht und sich aus ihr neue For­men ergeben. Das irisierende Blau und Grün, die in den glänzen­den schwarzen Fed­ern des Raben gese­hen wer­den kann, stellt die ständi­ge Verän­derung der For­men und For­men, die aus der großen Schwärze der Leere entstehen.

In der Tra­di­tion der Ure­in­wohn­er ist der Rabe der Hüter bei zer­e­monieller Magie und Heilkreisen. Der Rabe ist auch der Patron der Rauchsig­nale. Sein Ele­ment ist die Luft, und er ist ein Geis­ter­botschafter, den indi­an­is­che Schama­nen nutzen, um ihre Magie über große Ent­fer­nun­gen zu über­tra­gen. In vie­len nord­west­lichen indi­an­is­che Tra­di­tio­nen, ist der Rabe auch der Trick­ster, ein Schwindler. Beobacht­en wir Raben in der Natur sehen wir, dass sie oft Nahrung stehlen vor den Augen ander­er Tiere, sie arbeit­en oft paar­weise, um die unglück­lichen Tiere abzulenken.

Mehr über Raben find­est du hier.

Als ich diesen Raben traf, dachte ich mir, vielle­icht wer­den sie meine Begleit­er für diese Reise. (ps. sie wur­den es, das kann ich nun im Nach­hinein sagen)

Ein paar Tage später in San Fran­cis­co wollte ich das Muse­um der Cal­i­for­nia Acad­e­my of Sci­ence. Türen. Ich drehte mich um die eige­nen Achse und sah, dass dort eine Picas­so-Ausstel­lung im “De Young” ange­priesen wurde. Naja, ver­dor­ben von der Ausstel­lung in Madrid hielt sich meine Begeis­terung in Gren­zen, ich hat­te ein­fach schon die toll­sten Bilder gese­hen. Außer­dem drängten dort die Leute here­in, Muße, sich in ein Bild zu ver­tiefen, war nicht möglich.

Aber als ich mich der reg­ulären Ausstel­lung zuwandte, war ich erstaunt, dass ich dort als zeit­genös­sis­che Kun­st auch viele Werke von Natives Nor­damerikas, aber auch Kun­st aus Afri­ka, Mit­tel- und Südameri­ka, Papua Neuguinea fand.

Sehr berührend fand ich die Arbeit­en von Kün­stlern der Inuit.

Sed­na spielte in eini­gen eine bedeu­tende Rolle.

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Diese Plas­tik wurde von Abra­ham Anghik Ruben, einem Inu­it, geschnitzt: “Pas­sage of the spir­its”.  10 Fig­uren mit men­schlichen und tierischen Gesichtern. Das Boot ist die Seegöt­tin Sed­na, ein­er Göt­tin der Inuit.

Sed­na wurde in der tra­di­tionellen Reli­gion der Inu­it als „Alte der Meere“, „Köni­gin der Tiefe und der Stürme“ und „Mut­ter aller Meeres­geschöpfe“ verehrt. Sed­na bes­timmte darüber, welche und wie viele Meer­estiere gefan­gen und gegessen wer­den durften. Ver­stießen die Men­schen gegen ihr Gebot, dann schick­te sie einen Sturm oder zog den Jäger und seine Fam­i­lie in die Tiefe. Ihr Haus befand sich am Meeres­grund. Dort wohnte sie in Gemein­schaft mit Fis­chen und anderen Seetieren, aber auch mit den Seevögeln. Bewacht wurde ihr Heim von See­hun­den, die jeden bis­sen, der unbefugt eintrat.

Sed­na war ein wun­der­schönes, aber eitles Mäd­chen war, das alle Bewer­ber abwies. Schließlich gab ihr Vater Sed­na gegen ihren Willen einem Jäger zur Frau. Er hat­te sein Gesicht ver­hüllt, als der Ehe­mann Sed­na mit dem Kajak in sein Zuhause gebracht hat­te, stellte sich her­aus, dass er ein Rabe war und ihr Heim harte Klip­pen sein soll­ten. Sie weinte und schrie in den Wind, bis ihr Vater es hörte, ein schlecht­es Gewis­sen bekam und sie zurückholte. 

Auf dem Rück­weg wurde das Kajak von Sed­nas Ehe­mann ange­grif­f­en. Seine wilden Flügelschlä­gen verur­sacht­en heftige Seestürme. Sed­nas Vater bekam es mit der Angst zu tun und warf seine Tochter über Bord. 

Als Sed­na ver­suchte, sich am Kajak festzuk­lam­mern, schlug der Vater mit dem Pad­del auf ihre gefrore­nen Fin­ger und die Hände, bis sie zer­sprangen und im Ozean versanken. 

Sed­nas Fin­ger ver­wan­del­ten sich durch den Zauber des Raben in Robben und ihre Hände in Wale und andere Meer­essäugetiere. Sed­na ver­sank schließlich selb­st in der See und sitzt noch heute dort auf dem Meeresgrund. 

Ihr Zorn auf die Men­schen peitscht das Meer von Zeit zu Zeit in gewalti­gen Stür­men und Wellen auf. Im Groll über den Ver­rat wurde sie zu ein­er mächti­gen, zorni­gen Göttin.

Die Meeres­göt­tin “Sed­na” weiß alles über die Men­schen und ihre Tabu­ver­let­zun­gen. Deshalb muss sie mit Respekt behan­delt wer­den und Schama­nen mussten zu ihr in ein­er „See­len­reise“ hin­ab­tauchen, um ihr langes schwarzes Haar zu käm­men. Das beruhigte Sed­na und sie erlaubte den Men­schen, sich wieder vom Reich­tum des Meeres zu ernähren. So war es im Nor­den Sitte, ein­er gefan­genen Robbe Wass­er ins Maul zu tropfen als Geste des Dankes an Sed­na, die den Jäger und seine Fam­i­lie ernährt.


Susie Silook: Sed­na with Mask

Ist sie nicht wunderschön?

Eine andere Plas­tik, die Susie Silook aus einem Knochen eines Wals schnitzte, finde ich unge­heuer berührend: “Look­ing into Myself”.
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Als Abschluss noch das Bild dieser fliegen­den Schamanin.
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Auf der Suche nach dem San Andreas Graben

Nach­dem ich — je genauer ich mir die Berge ansah — zu dem Schluß kam, dass ich keine Ahnung habe, was wirk­lich auf der Paz­i­fis­chen und was auf der Nor­damerikanis­chen Kon­ti­nen­talplat­te liegt, war ich bewegt, von dem was ich sah.

Zum ersten Mal wurde ich mir von den unendlichen Kräften bewußt, die unsere Kon­ti­nente bewegt.

Da gab es Bere­iche, die erin­nerten mich an den Bozen­er Por­phyr, ich sah wie riesige Gesteins­brock­en in der Gegend rum­la­gen, als ob jemand mit Kiesel spielte.

Ich sah Schicht­en von Gestein, die senkrecht aufgestellt wur­den oder aber, wenn die Ober­fläche der Schicht frei lag, diese völ­lig glatt das­tanden, während andere Teile in die Tiefe krachten.

Manche Brüche wur­den durch Wass­er erzeugt, das jet­zt in einem kleinen unmerk­lichen Bäch­lein beina­he überse­hen wer­den konnten.

ps. Jahre später ver­stand ich, dass alles, was ich in Cal­i­fornien sah, auf Kon­ti­nen­talver­schiebung zurück­ge­ht, der San Andreas Graben zeich­net nur diesen Über­gang deut­lich­er. Ich habe viele Filme angeschaut und irgend­wann erkan­nte ich, dass ich nicht nur the­o­retisch, son­dern effek­tiv Berge über­quert hat­te, die den Graben bilde­ten. Das waren ein­er­seits die Berge beim Pine Moun­tain Club und dann ganz deut­lich auf dem Bild oben, das ich sch0ß, als ich einen weit­eren Pass ein Stückchen weit­er nördlich über­querte. Da war ich so weit oben, dass ich unten Hügel sah, die genau den Bildern entspricht, das andere aus der Luft aufnahmen.