Le Thot

Ich war sehr neugierig, was dieses Muse­um mir neues bieten kön­nte. Meine Erwartun­gen waren nicht beson­ders, aber es ist ein kalter Tag und es würde mir ganz gut­tun hinauszugehen.

Doch ich würde, wie die let­zten Tage immer wieder, über­rascht. Endlich ein Platz für Kinder, ein Ort wo nicht die ganze Zeit “sch, sch” zu hören war (obwohl die Lehrer drin­nen doch immer wieder ver­sucht­en, sie damit ruhig zu hal­ten) aber ich finde, da dür­fen sie ruhig lautesten und toben. Denn ein­er­seits haben sie hier ganz ein­fach nochmals Teile von Las­caux aufge­baut und ander­er­seits gibt es auch etwas zu tun.

Während in Las­caux II die Aufre­gung auch der Erwach­se­nen erhöht war und die Ner­vosität, nicht alles ver­ste­hen zu kön­nen, Span­nung erzeugte, ist hier Platz genug. Ich weiß nicht, ob man den Kinder hier auch etwas dazu erzählt hat, aber hier wäre es der richtige Platz. Für Erwach­sene wie mich, wäre, wenn sie Franzö­sisch sprechen, noch 3 Filme zu sehen und zu hören. Ich sah also ein­fach zu. Und durch gekon­nte Ani­ma­tio­nen sah ich auch mehr als vorher, da nicht viele Leute im Muse­um waren, lief ich auch wieder zur Repro­duk­tion zurück und schaute nach. Mir war ent­gan­gen, dass es unter den Malereien in Las­caux auch Ritzun­gen gab, die erst sicht­bar wer­den, wenn man mit Sei­den­pa­pi­er die Ober­fläche abpaust. Und so war unter ein­er riesi­gen Kuh, deren Kör­p­er im Ver­hält­nis zum Kopf zu groß ist, wie ein Hengst ein Pferd bespringt. So waren die Ritzze­ich­nun­gen qua­si eine Skizze, an die man sich nicht immer hielt. Was der Mon­sieur son­st noch alles sagte, weiß ich nicht.

Dass Kinder beein­druckt waren, kann man an diesen Bildern sehen.

Ich habe mir erlaubt, die Bilder zu fotografieren, die in meinen Augen mehr mit den orig­i­nalen zu tun haben, als die “authen­tis­cheren”, die von ein­er Vor­lage kopiert wurden.

Doch was gefällt Kindern noch sehr gut? Tiere und selb­st was machen. Denn im Außen­bere­ich sind lebendi­ge Tiere: eine Kuhrasse, die an den Aue­rochsen erin­nert, ein Pferd, das an Wildpferde erin­nert (mit einem Blick, der mich verza­uberte) und das eng mit einem Esel befre­un­det ist, die sich gegen­seit­ig bei der Kör­perpflege halfen. Ren und Stein­bock und noch eines schaut zwis­chen den Büschen her­vor. An ein­er Stelle kön­nen Kinder dann auch nachvol­lziehen und sel­ber graben wie Archäologen.

Und sie krochen in Höhlen — Les Combarelles

Uns mod­er­nen Men­schen wären es sog­ar zu anstren­gend, die Gravierun­gen im Orginalzu­s­tand zu besichti­gen. Denn ich kon­nte diese schmale (sie ist teil­weise nur 1m bre­it) aufrecht besichti­gen. Denn als die Höh­le für Touris­ten adap­tiert wurde, hat man ein­fach gut 50 cm tiefer gebud­delt und nun kön­nen wir aufrecht­en Ganges durchmarschieren.

Da diejeni­gen, die die Höh­le als erste erkun­de­ten, so groß wie ich, also rund 1,60 cm, waren, erkun­de­ten sie die 240m lange Höh­le kriechend. Es ist feucht und kühl, rund 10 Grad, nicht ein­ladend. Und trotz­dem haben Men­schen 2000 Jahre lang, zwis­chen 9400 und 11700 vor heute, 800 Ritzze­ich­nun­gen angefertigt.

Mit Feuer­stein hätte man nach 6x einen Strich gese­hen, meinte die Führerin.Das klingt alles so ein­fach. Da kauert man am Boden sitzend, andere liegen bäuch­lings, ein flack­ern­des Licht lässt die unzäh­li­gen Erhe­bun­gen und Ver­tiefun­gen schon ohne men­schlich­es Zutun zum Leben erwachen.

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Auch frage ich mich, wer von den anderen schon ein­mal alleine in eine Höh­le gegan­gen ist. Ich schon. In eine, die ähn­lich wie diese hier durch Kalk­felsen ent­standen sind, aber auch eine die ein Lavafluss ent­standen ist. In der einen hab ich laut gesun­gen, um Geis­ter zu vertreiben. In der anderen habe ich das kom­plette Blit­zlicht meines Fotoap­pa­rats ver­braucht, um zu schauen, wo ich hin­steige. Zum Sin­gen bin ich gar nicht mehr gekom­men. Über­leben war angesagt.

Das ist ja erst der Anfang. Da hab ich noch gar nicht ans Malen gedacht.

Also die sind hier bäuch­lings rein (und wie schwierig muss es sein, da wieder raus zu kom­men, aber an ein­er bre­it­eren Stelle kon­nte man vielle­icht umdrehen).

War er oder sie alleine in der Höh­le? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie hin­tere­inan­der liegend, vielle­icht noch tratschend, Mam­mut oder Pferde in die Wände ritzten.

Nein, ger­ade die Enge der Höh­le, in die man wie in einen Bauch hinein krabbeln muss, erin­nert mich mehr an Rit­uale, eine spir­ituelle Annäherung.

Einen Strich hat man vielle­icht mit 6x fer­tig, aber ein Strich ist noch kein Pferd. Ich muss ein Bild vor Augen haben, über­legen wie ich den Strich führe. Entschei­den, wo ich das Tier oder Sym­bol anbrin­gen will. Radieren war ja auch nicht möglich. Diese Aus­sagen, das hätte man in dieser Zeit fer­tig­stellen kön­nen, das sollen sie mir mal zeigen. Wer von denen hat schon mal was zu ritzen ver­sucht, weich­er Kalk­stein hin, har­ter Feuer­stein her?

Ich habe eine Zeit lang mit Speck­stein gear­beit­et. Mit Met­all­w­erkzeug und nicht Feuer­stein. Ver­dammt, da rutscht man ziem­lich leicht ab, das sagt sich so leicht. Speck­stein ist auch ein weich­er Stein, mir ist er hart genug. Kur­ven brachte ich über­haupt nicht leicht zusam­men. Aber ich saß auch auf dem Boden, so wie die Men­schen in dieser Höh­le, die Füße unter meinen Couchtisch geschlun­gen und genoss die besinnliche Arbeit des Herum­schnitzens. Aber es war wärmer als 13 Grad und trock­en­er auch. Das elek­trische Licht machte leichter, wo ich den Meißel anset­zen sollte. Dafür hat­te ich nicht den rußi­gen, knis­tern­den, flack­ern­den, duf­ten­den Wachold­erzweig bren­nen. In Kali­fornien hat­te ich dor­ti­gen Juniper (es dauerte Monate, bis ich endlich daran dachte, die Über­set­zung nachzuschla­gen) in den Bergen gesam­melt, mich bei den Büschen bedankt, gel­ernt, dass er zur Reini­gung von Räu­men dienen soll, und ihn zu kleinen Räuch­er­sticks gebun­den. Wenn ich diese anzünde, zis­cht es und raucht es von den Ölen in den Nadeln und es duftet. Das weiß ich deshalb so gut, weil ich mir welche mitgenom­men habe. Sie bren­nen gut.

Diese Gedanken waren in mir, auch wenn ich nicht an alle dachte, als ich die Ritzze­ich­nun­gen betra­chtete. Das war nicht ein­fach mal schnell gemacht. Sie sind tief in diese schmale, lange Höh­le hinein gekrochen. Ich kon­nte die Ehrfurcht spüren, mit der sie die Pferde galop­pieren ließen. Oder wenn sie ver­sucht­en die Erd­mut­ter um Frucht­barkeit zu bit­ten, in dem sie eine Vul­va und Frauen abbildeten.

Hier lobe ich mir die Fran­zosen, unsere Führerin hat immer sehr auf die Kinder geachtet, immer wieder nachge­fragt, ob sie alles ver­standen haben oder ob es nicht Fra­gen gab (und auch mal den Vater um Geduld gebeten, weil sein Sohn sich vor ihm an sie gewen­det hat­te). Sie sprach von der weib­lichen Vul­va, die hier sym­bol­isch dargestellt wurde, mit der größten Selb­stver­ständlichkeit. (Wo die kleine Ruth plöt­zlich Franzö­sisch gel­ernt hat?)

Und falls es noch nicht ganz klar ist, die Führung ist deshalb auch so nett, weil es nicht viele sind, die in ein­er Gruppe hineinge­hen. Das hat keine beson­deren Gründe, mehr wür­den ein­fach nicht sehen, was ger­ade erk­lärt wird. Und es gab eine feine ver­traute, intime Atmosphäre.

Um einen Ein­druck zu bekom­men, wo all diese Höhlen liegen, wie der Kalk­stein aussieht und wie die Land­schaft geformt ist, hier noch ein paar Bilder.

Lascaux II

Fotografieren ver­boten!
Auch in der Nach­bil­dung von Lascaux.
Nach der Ent­deck­ung dieser Höh­le sind bis zu 1 Mil­lion Men­schen jährlich dieses Weltkul­turerbe besuchen gekom­men, bis Algen (grüne Krankheit, durch erhöhte Luft­feuchtigkeit) und Kristalle (weiße Krankheit, durch CO2 aus der Atem­luft) schon eini­gen Schaden anrichteten. 1963 wurde sie geschlossen. Das ist alles was man als Tourist noch zu sehen bekommt.

Ich bin also in die Nach­bil­dung, die 1983 eröffnet wurde, gegan­gen. Und ich hab mich vorge­drängt, wir waren so viele Leute, dass wir den Raum fast aus­füll­ten. Es gehen halt nicht so viele hinein, da füllen schon schnell mal ein paar Leute einen Raum aus. Und da die Fläche am Boden nicht so groß ist und sich zu den Bildern weit­et, ist der Raum mit 25–30 Leuten voll.

Es war ver­dammt gut, dass ich ganz vorne war. So hat­te ich für einige wenige Sekun­den vielle­icht eine Minute einen Blick auf den Raum, ohne von Men­schen abge­lenkt zu sein.

Mir war als ob die Tiere tanzten, alle liefen zusam­men herum. Wie muss das erst gewe­sen sein, als nicht monot­on leuchteten elek­trische Lam­p­en son­dern flack­ernde Lichter, in denen Fett und Wachold­erzweige bran­nten. Man hat die Asche von Wachold­er in ein­er der Lam­p­en gefun­den. Für einen kurzen Moment kon­nte ich fühlen, wie gewaltig es gewirkt haben muss. Ich kon­nte das Tram­peln der Tiere hören. Und auch den Gesang der Men­schen, die mit den Tieren feierten, ihre Trom­meln, die im Rhyth­mus der Tiere geschla­gen wurden.

Dann begann der Guide zu reden und das Bild, der um mich laufend­en, tanzen­den Tiere begann zu verschwinden.

Statt die in Bewe­gung — in mein­er Vorstel­lung — von flack­ern­den Läm­pchen Schat­ten wer­fend­en Stiere, Pfer­den und Ren­tieren zu sehen, sah ich nur mehr die einzel­nen Abbil­dun­gen. Davor waren es Her­den, die sich drei­di­men­sion­al im Raum bewegten.

Nun sah ich die 4 riesi­gen Stiere, das Ein­horn, die Pferde und die hüb­schen Ren­tiere. Aber sie tanzten nicht mehr. Fällt es uns mod­er­nen Men­schen gar nicht auf, wie wir alles zer­legen und zerteilen. In allen Beschrei­bun­gen wer­den nur mehr einzeln die Tiere aufge­führt, aber vielle­icht waren sie zusam­men dort.

Das war mehr, als ich mir erwartete. Kurz sah ich sie alle miteinan­der tanzen und singen.

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Ps. Einen Tag später besuchte ich andere Höhlen. Es waren schmale enge Gänge, sie kon­nten dieses Gefühl der Bewe­gung nicht aufnehmen. Aber davon später.

Die Bilder, die ich von hier und anderen Höhlen abbilde, habe ich aus einem teuren Buch fotografiert, aber ich ver­rate nicht welch­es, mir ist klar, das unter­liegt dem Copy­right. Aber ich will doch hier meine Erin­nerun­gen auch fes­thal­ten. Und innen durfte ich nicht fotografieren, also irgen­dein Ver­brechen musste ich bege­hen. So gibt es eine Abbil­dung pro Höh­le, die ich mir erlaube.

Eiszeiten, Flechten, Moose und andere Dinge

Bevor mich die Höhlen des Perig­ord Noir ganz in Beschlag nehmen, möchte ich nochmals zu den Gedanken zurück­kehren, die mich begleit­eten als ich durch die Alpen fuhr, den Eiszeiten.

Der Neuen­burg­er See ist ein solch­es Überbleib­sel, näm­lich ein Teil ein­er der Gletscherzun­gen des Rhône-Gletsch­ers, der der größte alpine Gletsch­er der let­zten Eiszeit war. Eine Gletscherzunge erre­ichte Lyon, die andere ging bis nach Aarau ins Schweiz­er Mittelland.

Hier muss ich ein­mal beto­nen, wie sehr ich diesen Schweiz­er Prag­ma­tismus schätze.
Das Land, das in der Mitte liegt, heißt Mit­tel­land, die let­zte Eiszeit nen­nen sie nicht Würm, son­dern let­zte Eiszeit, selb­st die Riss-Eiszeit bekommt keinen Namen son­dern wird vor­let­zte genan­nt. Warum ich das erwähne? Tja, auf der Suche nach Infor­ma­tio­nen über die Eiszeit (das Wis­sen darüber hat mich die ver­gan­genen 40 Jahre ein­fach ver­lassen) habe ich erstaunliche Dinge herausgefunden.

Oder wüsstest du, dass die über­all anders genan­nt wer­den. Nehmen wir mal die let­zte Eiszeit. In der Wikipedia fand ich folgendes:
Im Alpen­raum wird sie als Würm‑, in Nord- und Mit­teleu­ropa als Weichsel‑, in Osteu­ropa als Waldai‑, in Sibirien als Zyryanka‑, auf den Britis­chen Inseln als Deven­sian, in Irland als Midlandian‑, in Nor­dameri­ka als Fraser‑, Pinedale‑, Wis­con­si­nan- oder Wisconsin‑, in Venezuela als Mérida‑, in Chile als Llan­qui­hue- und in Neusee­land als Oti­ra-Kaltzeit bezeichnet. 
Und irgend­wo fand ich dann auch noch die let­zte Eiszeit der Schweiz­er. Geolo­gen sind ein selt­sames Volk und ob sie danach streben, ver­standen zu wer­den, glaube ich nicht recht.

Egal, diese Zeit begann ‑über­all ein wenig anders, um mich weit­er zu ver­wirren- vor etwa 115.000 bis 110.000 Jahren und endete vor etwa 12.500 bis 10.000 Jahren. Damit sollte es gewe­sen sein? Nichts da! Es war zwar kein Wech­sel­bad der Gefüh­le, aber sicher­lich eines des Tem­per­a­turen. Es war ein ständi­ges hin und her. Wenn es da Wis­senschaftler gibt, die den men­schlichen Fortschritt mit diesen sich ständig änderten Bedin­gun­gen in Zusam­men­hang brin­gen, dürften sinnliche Unrecht haben. Not macht erfind­erisch, heißt es doch so schön. Mal sehen, wie erfind­erisch wir noch werden.

Was hat das nun wieder mit mein­er Reise zu tun?

Es ist die Zeit, als die Nean­der­taler hier lebten und die ersten mod­er­nen Men­schen vor 40.000 Jahren Europa betrat­en. Um diese Zeit, wenn nicht früher, betrat­en die ersten Aus­tralier ihr neues Land. Hier habe ich so viel ver­schiedenes gele­sen, dass ich nicht recht weiß, was ich glauben soll. Ich fürchte, dass wir Europäer es nicht aushal­ten, wenn andere früher einen anderen Kon­ti­nent ent­deck­ten. Mit Lumi­neszenzmeth­o­d­en sind aus­tralis­che Wis­senschaftler heute bei 60.000 Jahren ange­langt. Während wir Europäer uns noch nicht aus Afri­ka hinauswagten.

Ich wollte mir vorstellen, wie Europa damals aussah.

Die Land­schaft war ver­mut­lich oft von Tun­dra und Steppe geprägt, auch einzelne Waldin­seln soll es gegeben haben.

Hier haben wir also Flecht­en und Moose. So unschein­bar diese Lebens­for­men sind, so wichtig sind sie für unsere Erde. Denn sie waren wesentlich daran beteiligt, die unsere Erde zu dem zu machen, was wir heute als so selb­stver­ständlich nehmen. Flecht­en sind Lebens­ge­mein­schaften zwis­chen Pilzen und einem oder mehreren Pho­to­syn­these betreiben­den Part­nern. Diese Pho­to­bion­ten, auch Phy­to­bion­ten genan­nt, sind Grü­nal­gen (Chloro­phy­ta) oder Cyanobak­te­rien. Sie eroberten das steinige Land und erzeugten als erstes Erde. Erde, die die Pflanzen zum Leben braucht­en. An ein­er stelle stand, dass sie vielle­icht schon vor 800 Mil­lio­nen Jahren an Land gin­gen. Das sind 200 Mil­lio­nen Jahre bevor mehrzel­lige Lebe­we­sen, deren Fos­silien wir gefun­den haben, ent­standen. (Für jene, die es genau wis­sen wollen, ich spreche von der Edi­acara-Fau­na). Damit beteiligten auch sie sich an der Sauer­stoff­pro­duk­tion, denn durch den Sauer­stoff wird erst höheres Leben möglich werden.

Und Moose? Wenn man die kleinen Stiele betra­chtet, ahnt man nicht, was daraus wurde. Sie waren die ersten For­men, die nach oben strebten. Später soll­ten daraus Bäume werden.

Nach­wievor sind es diese Flecht­en und Moose, die als erstes Land erobern, das nur aus Gestein beste­ht. Das wird auch so an jenen Stellen sein, wo Gletsch­er sich zurückziehen.

Wie es hier im Perig­ord Noir aus­sah, weiß ich nicht. Ein­er der Guides meinte, das die Land­schaft hier eben­so bewaldet war wie heute. Da schlägt bei mir der alpine Men­sch durch. Als ich durch die Gegend fuhr, hat­te ich keinen Ori­en­tierungssinn. Zugegeben­er Maßen war es bewölkt und die Sonne kon­nte mir bei der Ori­en­tierung auch nicht weit­er helfen. Wie der Cro Mang­no Men­sch die Höhlen wiederfind­en kon­nten, die sie zum Teil bewohn­ten, zum Teil nur für die Zer­e­monien auf­sucht­en, um auf Wän­den Malereien, Gravuren (Pet­ro­glyphen), und Skulp­turen anzufer­ti­gen, ist mir nicht ganz klar. Vielle­icht halfen ihnen die Flüsse. Beim Fahren erschienen mir die Wälder wie eine ein­heitliche riesige Landschaft.

Clermont-Ferrand — Musée Bargoin

Das Muse­um hat einen gewalti­gen Vorteil und einen gewalti­gen Nachteil.

Begin­nen möchte ich mit dem Uner­freulichem: man muss Franzö­sisch beherrschen, denn son­st geht gar nichts. Wed­er Beschrif­tun­gen, noch Audio­gu­ides, noch Prospek­te gibt es in Englisch, ganz zu schweigen in Deutsch. Was ein wenig Schade war, denn im Untergeschoss waren Dinge, Holz und Stein­skulp­turen, die ich so noch nicht gese­hen habe (und ich habe auch keinen Kat­a­log oder Fold­er dazu gefun­den, also habe ich keine Ahnung, was dass denn war).

Aber im Erdgeschoss dürfte ich fotografieren, Dinge, die ich später nicht ablicht­en durfte. Wie sagte ein­er der Führer, es hat wohl ökonomis­che Gründe, was ich viel bess­er ver­trage, als die Aus­sage, es gehe hier ums Urheberrecht.

Hier ein paar der Objekte:

Das Navi wollte mich nicht hinbringen — Cave d’Azé

Behar­rlich zeigte mir das Navi ein Azé in 500 km Ent­fer­nung an. Nein, da kon­nte und wollte ich nicht auf einen Sprung vorbeischauen.
Erst ein Prospekt beim Früh­stück, das mir nochmals ver­sicherte, dass es in der Nähe von Cluny sei, ließ mich weitersuchen.

Das Wet­ter war schon wie die ver­gan­genen Tage her­vor­ra­gend zum Besuchen von Höhlen geeignet, denn es schüttete.

Es ist keine der berühmten his­torischen Höhlen, aber ein Höh­len­sys­tem, das zeigt, wie eine Höh­le auch entste­hen kann. Diese hier wur­den durch einen Fluß aus­ge­spült und das Rauschen des Flußes, der sich nun einige Meter unter­halb durch den Felsen drängt, ließ mich über­legen, wie es wäre, wenn es noch wilder reg­nen würde. Denn rund­herum ste­ht das Land unter Wass­er. Die Flüße, die ich sah, Saône und Loire, über­schwemmten zahlre­iche Wiesen an ihren Ufern.

In der 2. Höh­le, in der auch über prähis­torisches Werkzeug, gal­lo-römis­che Mauer­reste und Gruselgeschicht­en von dort einge­spre­rrten Lep­rakranke erzählt wur­den, floß der Fluß auch mal rück­wärts und nahm somit auch zahlre­iche Bären­knochen mit. Sie wird auch die Höh­le der 1000 Bären genan­nt. Denn auch die benutzen dieses Höh­len­sys­tem regelmäs­sig. Ein kom­plettes Skelett eines Höh­len­bären haben sie sodann auch zusam­mengestellt, damit man sich die Größe bess­er vorstellen kann.
Cool sind auch die Schauer­märchen, die immer wieder erzählt werden.
Da wird der zugegeben­er Maßen riesige Höh­len­löwe mit dessen Schul­ter­höhe von 1,50 schon mal 3 Meter hoch. Seine Größe laut Wikipedia entspricht einem sehr großen Löwen von heutzutage.

Solutréen

Heute mal schnell ein paar Bilder und natür­lich Gedanken.
Das ist also der berühmte Felsen, der ein­er ganzen Zeit in der Alt­steinzeit den Namen gab. Es war immer der erste Fun­dort, dem die Ehre gebührte. Das kleine Muse­umpräsen­tiert, was ich in den let­zten Tagen und kom­menden Wochen immer wieder hören und sehen werde. Ein Abriß über die Zeit vor 40.000 Jahren bis 10.000 Jahre. Das bedeutet ein wenig Nean­der­taler und ein wenig mehr mod­ern­er Mensch.

Ich ver­sage kläglich die feinen Unter­schiede der beschla­ge­nen Steine zu erken­nen. In Cler­mond-Fer­rant habe ich dann noch extra die einzel­nen Stufen fotografiert, aber davon später.

Inzwis­chen habe ich gel­ernt, dass diese ersten Europäer immer umherge­zo­gen sind. Wenn man mich gefragt hätte, und ich darüber nachgedacht hätte, wäre mir das sicher­lich auch einge­fall­en. Aber so in der ganzen Kon­se­quenz, war mir das nicht klar. Denn es bedeutet kein fix­es zuhause. Immer auf Achse. Und nicht so lux­eriös wie ich.

Hier bei diesem Felsen wollte man vornehm­lich auf Pfer­de­jagd gehen. Die kamen 2x im Jahr hier vor­bei und der Felsen ist super, wenn man irgen­det­was run­ter­ja­gen will und es unten nur mehr zusam­men­klaubt. Denn auf ein­er Seite spaziert man gemütlich hin­auf und auf der anderen geht es abrupt hinunter.

Als ich die Zahl von 100.000 Pfer­den hörte, die hier umgekom­men sind, dachte ich mir im ersten Moment: Na wusch, kein Wun­der, dass die aus­gestor­ben sind. Die, das sind Wildpferde, die dem Prze­wal­s­ki-Pferdziem­lich ähn­lich schaut­en. In Las­caux wird mir dann noch erzählt, es waren die gle­ichen. Glaub ich nicht, sie wer­den schon ver­wandt sein, übertreiben muss man nicht. Oder french man speaks eng­lish. Die Größe und Farbe entspricht dem, was wir von diesem fast aus­gestor­be­nen Wildpferd kennen.
Also Knochen von 100.000 Pfer­den, aber — jet­zt kommt’s — in 25.000 Jahren. Das sind ger­ade Mal 4 Pferde pro Jahr. Tja, die wild jagen­den Nean­der­taler und unge­bremst töten­den Steinzeitjäger waren ziem­lich beschei­den, oder? Da die Pferde 2x im Jahr vor­beizo­gen, waren das 2 Pferde im Früh­jahr und 2 im Herb­st. Alles ist rel­a­tiv, und dank unseres Gehirns kann man 2x drüber nachdenken.

Ps. Tja, ich sollte nicht so viel lesen, dann müsste ich nichts revidieren.
1. jagten sie die Pferde nicht den Felsen hinab, son­dern trieben sie in eine Sackgasse
2. wur­den hier tat­säch­lich viele Tiere getötet und zwar so viele, dass sie nicht alle verzehrten und zer­legten. Es wur­den unversehrte Kadav­er gefunden.
3. die Nean­der­taler waren vor 55.000 Jahren dort und dann 20.000 Jahre nie­mand. Erst dann kehrte der mod­erne Men­sch zurück und tötete mehr als er brauchte.

Das waren unsere mit der Natur leben­den Vor­fahren. Allerd­ings dür­fen wir nicht vergessen, dass Höh­len­löwen und Höh­len­hyä­nen nur darauf warteten an dem Festmahl teilzunehmen.

Vor 19.000 Jahren wurde es dann allen zu kalt und als der Men­sch wieder zurück­kehrte, jagte er Ren­tiere. Den Pfer­den war es da noch zu kalt. Die Zeit des Solutréen sollte kom­men. Über die speziellen Klin­gen kommt noch später etwas.