Feuerstein — Laugerie-Haute

Doch es war endlich die Antwort auf eine ganz andere Frage, die ich mir schon gestellt hat­te. Wo hat­ten die den ganzen Feuer­stein, Flint, Horn­stein, Silex her? Und du fragst dich wohl, was das alles ist? Eigentlich ziem­lich das gle­iche. Wie dieser Stein ent­standen ist, wis­sen sie noch nicht genau, es ist nur klar, dass Kiesel­säure-Ablagerun­gen im Meer — wie der ganze Kalk rund­herum auch — daran beteiligt sind.

Woher kom­men die? Von Kieselschwäm­men und Kiese­lal­gen. Erstere haben ihr Skelett statt mit Cal­ci­um­car­bon­at mit Sili­ci­um­diox­id (aus Kiesel­säure) aufge­baut, zweit­ere haben ihre Zell­hüllen daraus aufge­baut. Das lässt mich ganz kurz noch mal daran denken, dass die ganzen Kalka­lpen oder die weißen Klip­pen von Dover rein organ­is­chen, das heißt aus lebendi­gen Organ­is­men, ent­standen sind. Und wir Men­schen glauben, dass wir viele sind.

Wenn du wie ich denkst und glaub­st, dass man den nur zum Feuer­ma­chen ver­wen­det, dann täuscht du dich.

Es ist DER Stein der Steinzeit, qua­si das Top­mod­ell, aus dem die meis­ten Beile und Klin­gen speziell im Jung­paläolithikum und in der Jung­steinzeit ange­fer­tigt wurden.

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Jung­paläolithikum: das ist das Ende der Alt­steinzeit und wird mit dem Erre­ichen Europas des Cro-Magnon Men­schen um 40000 eingeleitet

Jung­steinzeit: das ist jene Zeit, wo Men­schen sesshaft wur­den und mit Acker­bau und Viehzucht began­nen vor ca. 10.000 Jahren, die Häuser wur­den rechteck­ig, sie lebten in grösseren Gemein­schaften, die Unter­schiede zwis­chen den Men­schen wuch­sen, manche beka­men wertvolle Grabbeiga­ben. Das ist wohl der Beginn dessen, was wir heute vorfind­en bzw. wie wir heute leben.

Wo habe ich eigentlich ange­fan­gen? Beim Feuer­stein. Noch ein Satz um Feuer zu machen brauchte man dann noch Zun­der­schwamm, das ist der Schwamm der auf Bäu­men wächst, den ich zwar gese­hen habe, aber dass der auch zu etwas gut ist, habe ich erst im Laténe Muse­um gel­ernt. Der bren­nt recht gut und hält auch die Glut sehr lange. Auch Ötzi hat­te den mit dabei. Qua­si das Feuerzeug der Steinzeit.

© Wikipedia

Doch den Feuer­stein braucht man nicht unbe­d­ingt zum Feuer­ma­chen, das würde mit anderen Steinen. Doch beson­ders gute wur­den dur­chaus getauscht oder über weite Streck­en mitgenommen.

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In einem Buch war vom Feuer­stein­knollen als dem Schweiz­er Mess­er der Steinzeit die Rede. Es war anscheinend eine all­ge­meine Fähigkeit sich aus den Knollen passendes Werkzeug zu schla­gen. Natür­lich gab es bessere und schlechtere Knollen. Doch wis­sen wir, wie weit die Men­schen damals saison­al zogen? Natür­lich erscheinen uns 250 km heute weit. Wer würde heute frei­willig soweit gehen, außer jene, die dem Hype der let­zten Jahre fol­gend sich auf den Weg des St. Jacques begaben?

Doch wenn ich über­lege, dass damals Tun­dra vorherrschend war, man sich also nicht durch wildes Gesträuch und Wälder schla­gen musste, waren 10 km pro Tag ver­mut­lich leicht zu schaf­fen. Und in 25 Tagen wäre man 250km weit gekom­men. Wie weit waren Som­mer und Win­ter­lager voneinan­der getrennt?

Wie es aussieht sind Nean­der­taler in einem Umkreis von 10 km unter­wegs gewe­sen, so kon­nte ich im Muse­um von Les Ezyies lesen. Es hat irgen­det­was mit den Fund­stellen von Steinen zu tun, wie man den Radius berech­net hat.

Viele der Höhlen hier sind nur wenige Kilo­me­ter auseinan­der. Las­caux ist jedoch 25km von Les Ezyies ent­fer­nt, wo viele der Höhlen, die ich besuchte, zu find­en sind.

Laugerie-Haute ist ein sehr großer Abri. Und die Fundge­gen­stände sind sehr vielfältig. Deshalb ver­muten Prähis­torik­er auch, dass dieser Platz über Jahrtausende hin­weg aufge­sucht wurde, was die ver­schiede­nen Abfol­gen von Schicht­en aufzeigen. Ich kann die Ver­mu­tung, dass man sich hier traf, um gemein­sam zu feiern, Wis­sen auszu­tauschen, Part­ner zu find­en, gut nachvol­lziehen. Die Über­schwem­mungen der Vezére haben die einzel­nen Schicht­en begraben. Die Schicht­en sollen bis zu 31 Meter tief liegen. Die Funde waren der Anziehungspunkt Aus­gräber. Da damals die Grun­deigen­tümer Herr ihres Lan­des waren, waren sie auch Eigen­tümer der Funde auf ihrem Land bzw. kon­nten sie ihr Land ver­pacht­en und dann waren diejeni­gen, die etwas fan­den, die Eigen­tümer. Und die bud­del­ten und verscherbelten.

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Nicht jed­er, der grub, war inter­essiert, wann und wie dort gelebt wurde. Und so manch­er (unter anderem der Schweiz­er Otto Hauser wird hier immer wieder als rück­sicht­slos­er, sich nur bere­ich­ern wol­len­der Aus­gräber genan­nt. Er war tat­säch­lich nur an den Gegen­stän­den inter­essiert und nicht daran festzustellen, wann und woher genau der Fund stammte. Seine Meth­o­d­en waren so zweifel­haft, dass man heute nicht mehr fest­stellen kann aus welchem Zeitab­schnitt seine Funde tat­säch­lich stammten. So grub er ziem­lich hem­mungs­los Laugerie-Haute um. Er verkaufte viele Faustkeile, Klin­gen an ver­schiedene Museen nach Deutsch­land, aber auch an das British Muse­um in Lon­don. Viel Wis­sen ging dabei ver­loren. Auch wenn Hauser ein wenig Archäolo­gie studiert hat­te und sicher­lich auch Lei­den­schaft dafür entwick­elte, so war die Art und Weise sein­er Grabun­gen äußerst umstritten.

Hier habe ich nun auch mehr zu den berühmten Klin­gen des Solutréen gehört. Die hauchdün­nen Klin­gen (5–6mm), die die Form eines Lor­beerblattes haben, wur­den „rel­a­tiv kurz“ pro­duziert. Nur mal 2000 Jahre. In vie­len Museen kon­nte ich sehen, wie Faustkeile von Archäolo­gen, die sich darauf spezial­isierten, pro­duziert wur­den. Doch die Führerin hier erzählte uns von den verge­blichen Ver­suchen solch dünne Klin­gen zu erzeu­gen. Sie zer­brachen ein­fach zu leicht, auch das ist ein Grund, dass nicht mehr allzu viele ganze gefun­den wur­den. Sie waren nicht die opti­malen Spitzen für die Jagd, es waren vielle­icht viel mehr Klin­gen, die zeigen kon­nten, wie geschickt man ist und es wur­den Sta­tu­sob­jek­te, die man stolz mit sich führte.
Das zur The­o­rie, dass die Clo­vis-Kul­tur in Ameri­ka mit der Kul­tur des Solutréen ver­bun­den ist. Es gibt amerikanis­che Wis­senschaftler, die glauben, dass es eine Ein­wan­derung über den Eiss­child der let­zten Eiszeit aus Europa gab. Da ich noch ins Muse­um gehen will, behalte ich mir nun diese Frage auf. Wie wird unter­schieden zwis­chen „nor­malen“ Blattspitzen und diese ganz speziell dün­nen Blattspitzen des Solutrèen?

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Laugerie-Haute wurde als Platz der Steinzeit-Men­schen abrupt been­det, indem sich zwei riesige Felsen vom Dach des Abri lösten und den freien Platz zu einem engen, kühlen Ort macht­en. Als Platz war er trotz­dem begehrt, denn im 17. Jahrhun­dert wurde ein Haus errichtet, das heute die Fund­platze Laugerie-Haute und Laugerie-Haute Ouest tren­nt. Das Haus ist kühl und feucht durch die Nähe des Felsens, auch wenn es sehr roman­tisch aussieht, ist es heute doch nicht mehr bewohnt. Auf der gegenüber­liegen­den Seite ist nur mehr eine Ruine eines Haus­es sicht­bar. Erst jet­zt wird mir klar, dass in den Löch­ern, die man im Felsen sieht, Balken einge­zo­gen wur­den. Welche Art von Häusern oder Ställen dort waren, bleibt mir wieder mal ver­schlossen. Es zeigt aber, dass die Fel­swände bis heute her­auf Wohn­plätze waren und blieben. Das Schloss, das an ein­er solchen Fel­swand errichtet wurde, habe ich nur beim Vor­beifahren gese­hen. Es passt ger­ade nicht in meine Denkwelt.

Der östliche Fund­platz ist heute den Wis­senschaftlern vor­be­hal­ten. Der frühere Fest­platz ist ver­schwun­den. Zu sehen sind heute die ver­schiede­nen Stufen der Benutzung dieses Platzes. Inter­es­sant war es trotz­dem, denn ich höre gerne Geschicht­en zu und ich hat­te eine englis­che Führung, die mir neue Anre­gun­gen lieferte. Da ich bis­lang mehr auf das Schauen angewiesen war, und ich mir den Rest erlesen habe, war dies ein beson­der­er Genuss.

Geisterbahn oder doch mehr? Rouffiniac

Gott, was für eine Höh­le, bess­er gesagt, was für ein Höhlensystem!

Irgend­wie war mir das fast zuviel auf ein­mal. Wie immer meinem Mot­to fol­gend, nur nicht zuviel vorher lesen, damit die Über­raschung umso größer ist, war ich nicht auf das vor­bere­it­et, was ich hier zu sehen bekam.

Dass Las­caux nicht zu den riesi­gen Höhlen gehört, hat­te ich schon mit­bekom­men. Aber was ist schon riesig? Woher soll ich das den wissen?

Ich war schon beein­druckt von den paar hun­dert Metern engen Gang in Les Com­bar­relles, und von der Grotte Font-de-Gaume, die auch tief in den Berg geht, aber auch noch bis zu 12 Meter, wiki sagt huit, 8m, hoch ist, mein Franzö­sisch ist nicht das beste. Bei­de sind aber rel­a­tiv schmale Höhlen, in Les Com­bar­relles geht es nur, wenn wir Besuch­er hin­tere­inan­der hineinge­hen, in Font-de-Gaume kann man aneinan­der vor­beige­hen, eng ist es trotzdem.

In Azé hat­te ich ja schon gese­hen, wie ein Fluss sich durch den Berg windet. Aber das hier muss ein gewaltiger Gebirgs­bach gewe­sen sein. Eines wun­derte mich, die vie­len Knollen, die über­all her­aus­ragten. Bei nor­malem Kalk, der durch Ablagerun­gen im Meer ent­standen ist, sind keine frem­den, ander­sar­ti­gen Steine eingeschlossen. Aber siehe da, das war DER Feuer­stein, mehr über kommt noch später. Hier war er zu Hauf zu sehen, das war also ein solch spezieller Platz. Und vielle­icht sind die Löch­er in den Wän­den von Las­caux auch durch die Her­aus­nahme von Feuer­stein­knollen entstanden.

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Die Höh­le ist mehr als 8 Kilo­me­ter lang und wird jet­zt zu Besuch­szweck­en mit ein­er kleinen Elek­trobahn befahren, die ent­lang des Haupt­gangsys­tems 2 Kilo­me­ter tief in den Berg vor­dringt . Es beste­hen 10 Schachtöff­nun­gen, die in ein tief­eres Höh­len­stock­w­erk führen.

Ich schaute also bei der kleinen Eisen­bahn, die mich irgend­wie an die Liliput­bahn im Prater erin­nerte, links und rechts und da ging es mehrmals tief runter. Da musste das Wass­er also auf eine weichere Stelle gelangt sein und hat dann die diret­tis­si­ma nach unten gewählt. Wasser­strudel in einem Gebirgs­bach habe ich natür­lich auch schon gese­hen, aber was diese Wirbel unterirdisch Zustände brin­gen, und wie das in ein­er Höh­le aussieht, noch nicht. Dort bilden sich riesige kre­is­för­mige Dome.

Ich hat­te noch gar keine Bilder gese­hen und dachte mir, dass man das hier auch ohne diese her­vor­ra­gend als Geis­ter­bahn würde nutzen kön­nen. Ein paar Licht­ef­fek­te, mal dunkel, mal hell, da sieht man auch so zahlre­iche Ungeheuer.

Es geht also tief hinein in den Berg. Ich weiß nicht, ob ich mich so weit vor­wa­gen würde. Aber da waren schon welche in früheren Jahrhun­derten und nicht nur Jahrtausenden drin­nen. Und wie in Font-de-Gaume woll­ten sie, dass man sich an sie erin­nert. Hät­ten sie die Graf­fi­tis auch ange­bracht, wenn sie gewusst hät­ten, wie wir heute über sie denken? Es ist nicht schön, Inschriften zu sehen, die, ich ver­mute mal, wie „Hans war da“ lauteten, zu lesen.
Als ich nach oben sah, waren tiefe Rillen zu sehen. In meinem kleinen Lese­führer, den ich mir aus­lieh, kon­nte ich lesen, dass Bären hier ihre Krallen abschlif­f­en, oder ein­fach nur rein­haut­en, wozu auch immer. Später bekam ich dann auch das „Matratzen­lager“ der Bären zu sehen. Über viele, viele Jahre hin, haben sich Bären tief in die Höh­le zurück­ge­zo­gen (wie haben sie dort nur hineinge­fun­den, da ist es stock­dunkel und wieso wussten sie, wann es wieder Zeit zum Auf­ste­hen war? War es ein­fach nur Hunger, der sie wieder ins Freie trieb?). Nicht alle auf ein­mal, aber jede Fam­i­lie, die beschloss hier den Win­ter zu ver­brin­gen, hat sich im weichen Lehm eine Schlaf­mulde zurecht geformt. Und es war immer nur eine Fam­i­lie und nicht ein ganzes Bären­lager. Aber der Saal, der eine Mulde nach der anderen beherbergte, hat­te etwas sehr Berühren­des an sich. Das war aber lange vor jen­er Zeit, als dann der Men­sch, der Cro-Magnon-Men­sch die Höh­le zu benutzen begann.
Wie alle Höhlen, die tief hineinge­hen, ist auch diese nie bewohnt gewe­sen. (Zumin­d­est die, die ich bish­er gese­hen habe)
Dieses Höh­len­sys­tem wurde „nur“ aufge­sucht, um Zeich­nun­gen an den Wän­den und den Deck­en zu malen oder Gravuren anzubringen.
Was ich bis­lang ver­ab­säumt habe zu sagen, was dir als Leser aber auch noch nicht auf­fall­en hat kön­nen, ist, dass die Ritzun­gen, als sie ange­bracht wur­den, viel auf­fäl­liger her­aus ges­trahlt haben müssen. Denn der helle Kalk­stein, wenn er frisch anger­itzt wird, strahlt fast weiß und die Tiere müssen ganz anders her­vor­ge­treten sein als heute. Heute nehmen wir Taschen­lam­p­en und die Schat­ten helfen uns, die Fein­heit­en zu erkennen.
Wir sind also mit ein­er kleinen Eisen­bahn in den Berg gefahren. Nein, richtig ist, dass wir im Berg in die Eisen­bahn gestiegen sind und dann tief hin­unter tuck­erten. Manch­mal sah ich neben den Schienen, dass tiefe schwarze Löch­er in noch weit­ere Höhlen senkrecht hin­unter führten. Weit unten soll noch heute der Fluss fließen, der früher mal hier oben sein Unwe­sen trieb. Ich finde ja Gebirgs­bäche, mit ihrem stür­mis­chen, wilden Gehabe und ihrem ohren­betäuben­den Getöse sehr imposant. So muss es aber auch hier zuge­gan­gen sein, lange bevor Men­schen diese Höh­le betrat­en und lange bevor Bären hier ihren Win­ter­schlaf hielten.
Die Höh­le war schon lange bekan­nt. Sie wurde bere­its im 16. Jahrhun­dert in der „Cos­mo­gra­phie Uni­verselle“ erwäh­nt und wurde immer wieder von Men­schen aufge­sucht. Der Trag­weite oder his­torischen Tiefe war man sich nicht wirk­lich bewusst. Selb­st die Resis­tance hat sich in dieser Höh­le versteckt.
So bekan­nt die Höh­le über die Jahre hin­weg war, die prähis­torischen Fels­bilder wur­den erst 1956 offiziell erkan­nt und bestätigt wurden.
Ich finde es reizend, wie der Autor in Wikipe­di schreibt, dass es unver­ständlich ist, dass viele der bedeu­ten­den Abbil­dun­gen an gefährlichen Stellen ange­bracht wurden.

Was so mod­erne Men­schen für unver­ständlich hal­ten. Manch­mal würde ich gerne solche Autoren mit ein­er kleinen Fack­el hinein­ja­gen. Ich hätte bei meinem Fre­und Mar­tin doch zuse­hen sollen, wie er mit einem 6‑jährigen eine Fack­el bastelte. Vor allem hätte mich die Licht­in­ten­sität inter­essiert. Aber vielle­icht pro­biere ich mal Fet­t­lampe mit Wachold­erzweigen aus.

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Was sind das nun für Stellen? Eine der hin­ter­sten Plätze, die wir als Touris­ten besichti­gen kön­nen, ist zunächst mal für uns Touris­ten aus­ge­hoben wor­den, denn die Höh­le war hier nur mehr einen Meter hoch. Und da kann man schlecht mit ein­er Eisen­bahn hine­in­fahren. Aber selb­st wenn das nicht das Hin­der­nis gewe­sen wäre. Die teil­weise riesi­gen Bilder hät­ten wir nicht gut erken­nen kön­nen, wenn der Abstand so knapp ist. An der „Großen Decke“ find­en wir an der einen Seite Stein­böcke und auf der anderen Seit e Pferde, jew­eils eines davon sehr groß. Und über­all verteilt, sind Darstel­lun­gen von Mam­muts. Die in dieser Höh­le wirk­lich zahlre­ich vertreten sind. Wie sie diese Tiere vor allem die großen so wirk­lichkeits­ge­treu anbrin­gen kon­nten, ohne dass sie es als Ganzes gese­hen haben, fasziniert mich. Was den Wikipedia-Autor faszinierte, war der riesige Trichter, der an ein­er Seite der großen Decke tief nach unten führte. Dort unten soll es weit­ere Abbil­dun­gen geben. Wie sie dort hin­un­ter­stiegen oder bess­er krax­el­ten, habe ich mir nicht vorstellen kön­nen. Ich würde mich gut gesichert nicht unbe­d­ingt trauen.

Noch eines möchte ich noch erwäh­nen. Eine Form von Abbil­dun­gen, die nur dazu ver­führen, vergessen zu werden.

Viele Wände sind mit weichem Lehm über­zo­gen, nicht hin­greifen hat also eine wirk­lich wichtige Bedeu­tung. In diese weichen Wände wurde nun aber auch mit Fin­gern „gemalt“. Fin­ger­spuren wer­den sie genan­nt oder franzö­sisch tracé dig­i­tal. Ger­ade wer­den sie maka­ro­niar­tig genan­nt oder wenn sie sich schlän­geln mäan­der­ar­tig. Diese Zeichen bedeck­en 500 Quadrat­meter in Rouf­fi­gnac, wovon 50 von Kindern, die man in die Höhe gehoben hat, gefer­tigt wur­den. (wobei 46 nur von 2 Kindern stam­men) Kinder waren also Teil dessen, was in dieser Höh­le zele­bri­ert wurde. Es war keine Erwach­se­nen­welt, son­dern die Welt aller Men­schen. Nie­mand war von beson­deren Zer­e­monien aus­geschlossen. Oder standen hier diese Kinder sog­ar im Mit­telpunkt und die Zeichen dien­ten dazu, dass auch sie Kon­takt mit dieser dun­klen, mys­tis­chen Welt im inneren der Höh­le auf­nah­men? Später wur­den über Teile dieser Streifen Tiere ger­itzt, geformt, wie immer man das nen­nen mag.
Ein beson­der­er, ehrfurcht­ge­bi­etender Ort.
Und wir fahren mit der Eisen­bahn durch.

Grotte de Font-de-Gaume

Bei dieser Höh­le habe ich gel­ernt, dass es nicht zu gut ist, zuviele Höhlen an einem Tag zu besuchen, als ob ich nicht mehr Umw­er­fend­es sehen kann.

Denn eigentlich ist diese die berühmteste von jenen, die ich heute besucht habe (davor waren Les Com­barelles und Abri Cap Blanc, aber jede einzelne ver­di­ent einen eignen Ein­trag, finde ich) aber in der Früh war ich spät dran, 15 Minuten bevor die Kas­sa auf­machte und so kam ich erst mit der Führung um 16.00 hinein. Erst, sage ich, ich hätte schon Angst gar nicht hineinzukom­men, im Reise­führer war die Rede sich einen Monat vorher schriftlich oder tele­fonisch anzumelden. Per­sön­lich kann man sich allerd­ings keine Karten für mor­gen holen, da muss man schon um halb 10, eigentlich um 9, in der Schlange ste­hen. Das geht defin­i­tiv nur in der Vor­sai­son und damit hat­te ich gerech­net. Glück gehabt.

Ich mag es nicht im Urlaub mit Ter­mi­nen einge­quetscht zu sein. (Für die kleineren Höhlen, die nur an weni­gen Tagen Führun­gen haben, kon­nte ich allerd­ings Karten im voraus kaufen. Sie sind alle an der Kasse von Font-de-Gaume erhältlich und dort hal­ten sie auch fest, wieviele Karten bere­its für welche Höh­le oder, Abri, oder Fund­plätze an diesem Tag verkauft wur­den. Man kann dann zit­tern, wo wie ich, ob ich noch hineinkomme, wenn man am Mon­i­tor mitver­fol­gen kann, wie die Plätze “verkauft” wer­den und “com­plete” bei den einzel­nen Führun­gen steht.

Die weniger “berühmten” sind auch nicht direkt zugänglich, son­dern wir wer­den in Font-de-Gaume abge­holt und fahren mit dem Auto dem Guide hin­ter­her. Ich bin schon gespannt.

Zurück zu Font-de-Gaume, genug auf die Folter ges­pan­nt. Ich glaube, dass es in dieser Höh­le mehr als in den anderen, die ich bish­er gese­hen habe, wichtig ist, den richti­gen Winkel und Abstand zu haben. Manch­mal habe ich den Sti­er ein­fach nicht erkan­nt, weil ich falsch ges­tanden bin. Aus dem Gründe sind die kleinen Grup­pen dur­chaus gerecht­fer­tigt, nicht nur aus kon­ser­va­torischen Grün­den. Während man im Muse­um sich vor und zurück­be­we­gen kann, ist indem schmalen Gang oft auss­chlaggebend, an der richti­gen Stelle zu stehen.
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Die Höh­le war dur­chaus bekan­nt, bevor sie “ent­deckt” wurde. Und was machen Men­schen, wenn sie wo waren? Sie verewigen sich. Und so hat­ten im 18. Jahrhun­dert einige eifrige ihre Graf­fi­tis über den Jahrtausende alten ange­bracht. So sind sie halt, die Menschen.

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Wie schon bei Les Com­barelles war ich fasziniert, wie tief drin­nen die Bilder ger­itzt, gesprüht, gemalt wor­den sind. Doch im Gegen­satz zu ersteren sind hier die Gänge sehr hoch und man krack­selte anscheinend auch in die Höhe, um dort Bilder anzubrin­gen (wenn ich mit meinem nicht vorhan­de­nen Franzö­sisch richtig ver­standen habe)

Vielle­icht klingt es ver­rückt, aber am meis­ten beein­druckt haben mich, abstrak­ten For­men (tek­ti­forme — haus­för­mig bedeutet das in der Fach­sprache), denn die entziehen sich kom­plett unser­er Deu­tung. Da wird dann von Stäm­men oder Fam­i­lien gesprochen, aber die Wahrheit ist, wir wis­sen es nicht. Genau­so wenig kön­nen wir sagen, warum in ein­er Rei­he von Bullen ein­er in die andere Rich­tung marschiert. Aber mir gefällt, wie sie einge­fan­gen haben, dass diese Tiere in Rudeln leben und dass es hin und wieder Wider­spen­stige, Eigen­willige, beson­dere Wesen gibt, auch wenn sie von außen nicht anders ausse­hen wie die anderen, denn sie marschieren in die Gegen­rich­tung, egal wieviele sich ihnen entgegenstellen.

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Abri Cap Blanc

Es hat was, ein Fries von lebens­großen Pfer­den im Wohnz­im­mer zu haben. Denn das gibt es hier zu sehen. Es ist eigentlich keine Höh­le, ein Über­hang ähn­lich jen­er, die ich bei Les Com­barelles fotografiert habe.

Während die Wiese dort vor 10.000 Jahren 7 Meter tiefer lag, hat hier auch Schutt und Geröll den Fries geschützt. ABER gut gemeint ist nicht immer gute gemacht. Die Ama­teure, die diesen Über­hang ent­deck­ten, sind ziem­lich bru­tal vorge­gan­gen, als sie 1909 mit Schaufeln die ganze Höh­le aus­räumten. Den Archäolo­gen wird bes­timmt heute noch schlecht, wenn sie nur darüber nach­denken, was die da alles zer­störten. Auch am frei­haben sie Spuren hinterlassen.

Die Farbe, mit der die Pferde bemalt waren, ist über die Jahre ver­loren gegan­gen, anders als bei anderen Fun­den, wo man gut­ge­meint das Elfen­bein und die Knochen von dem “Schmutz” befre­ite, der oft die eigentliche Orig­i­nal­farbe war, rot­er Ocker.

Der Abri wurde im Mag­dalien bewohnt und wieder muss ich nach­le­sen, ich Laie. Also zwis­chen 15000 und 11000 BP (auch das kan­nte ich noch nicht “before present”). Die Funde in 2 Schicht­en weisen darauf hin. Also Sch­aber, Bohrer, Klin­gen aus Feuer­stein, Speere und Schmuck­ele­mente die in diversen Museen zu sehen sind. Ohne weit­er Erk­lärung schauen diese Dinge für mich ziem­lich gle­ich aus, auch wenn ich mich noch in die Arme einiger Museen wer­fen werde, ohne viel Hoff­nung, denn wenn es keine englis­che Erläuterung gibt, scheit­ere ich vollends.

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Auf der tief­sten Schicht unter drei Stein­plat­ten fand man das Grab ein­er jun­gen Frau, die in Embry­ohal­tung zur Ruhe gebetet wurde. Bis man sie an ein Muse­um in Chica­go verkaufte. Eine Nach­bil­dung kon­nte ich dort sehen und sie ähnelte dem, was ich in Cler­mont-Fer­rand gese­hen habe. Sie war eigentlich tiefer und weit­er hin­ten in der Abri begraben, aber was tut man nicht alles für uns Touris­ten, die ja alles sehen wollen. Nun liegt eine Kopie ganz vorne, durch­bricht jede Ehrfurcht, dass es sich hier um einen Men­schen han­delt. Vielle­icht habe ich auch deshalb so viel Erbar­men, weil sie so zusam­mengerollt, wie Schutz suchend, gebet­tet wurde.

Le Thot

Ich war sehr neugierig, was dieses Muse­um mir neues bieten kön­nte. Meine Erwartun­gen waren nicht beson­ders, aber es ist ein kalter Tag und es würde mir ganz gut­tun hinauszugehen.

Doch ich würde, wie die let­zten Tage immer wieder, über­rascht. Endlich ein Platz für Kinder, ein Ort wo nicht die ganze Zeit “sch, sch” zu hören war (obwohl die Lehrer drin­nen doch immer wieder ver­sucht­en, sie damit ruhig zu hal­ten) aber ich finde, da dür­fen sie ruhig lautesten und toben. Denn ein­er­seits haben sie hier ganz ein­fach nochmals Teile von Las­caux aufge­baut und ander­er­seits gibt es auch etwas zu tun.

Während in Las­caux II die Aufre­gung auch der Erwach­se­nen erhöht war und die Ner­vosität, nicht alles ver­ste­hen zu kön­nen, Span­nung erzeugte, ist hier Platz genug. Ich weiß nicht, ob man den Kinder hier auch etwas dazu erzählt hat, aber hier wäre es der richtige Platz. Für Erwach­sene wie mich, wäre, wenn sie Franzö­sisch sprechen, noch 3 Filme zu sehen und zu hören. Ich sah also ein­fach zu. Und durch gekon­nte Ani­ma­tio­nen sah ich auch mehr als vorher, da nicht viele Leute im Muse­um waren, lief ich auch wieder zur Repro­duk­tion zurück und schaute nach. Mir war ent­gan­gen, dass es unter den Malereien in Las­caux auch Ritzun­gen gab, die erst sicht­bar wer­den, wenn man mit Sei­den­pa­pi­er die Ober­fläche abpaust. Und so war unter ein­er riesi­gen Kuh, deren Kör­p­er im Ver­hält­nis zum Kopf zu groß ist, wie ein Hengst ein Pferd bespringt. So waren die Ritzze­ich­nun­gen qua­si eine Skizze, an die man sich nicht immer hielt. Was der Mon­sieur son­st noch alles sagte, weiß ich nicht.

Dass Kinder beein­druckt waren, kann man an diesen Bildern sehen.

Ich habe mir erlaubt, die Bilder zu fotografieren, die in meinen Augen mehr mit den orig­i­nalen zu tun haben, als die “authen­tis­cheren”, die von ein­er Vor­lage kopiert wurden.

Doch was gefällt Kindern noch sehr gut? Tiere und selb­st was machen. Denn im Außen­bere­ich sind lebendi­ge Tiere: eine Kuhrasse, die an den Aue­rochsen erin­nert, ein Pferd, das an Wildpferde erin­nert (mit einem Blick, der mich verza­uberte) und das eng mit einem Esel befre­un­det ist, die sich gegen­seit­ig bei der Kör­perpflege halfen. Ren und Stein­bock und noch eines schaut zwis­chen den Büschen her­vor. An ein­er Stelle kön­nen Kinder dann auch nachvol­lziehen und sel­ber graben wie Archäologen.

Und sie krochen in Höhlen — Les Combarelles

Uns mod­er­nen Men­schen wären es sog­ar zu anstren­gend, die Gravierun­gen im Orginalzu­s­tand zu besichti­gen. Denn ich kon­nte diese schmale (sie ist teil­weise nur 1m bre­it) aufrecht besichti­gen. Denn als die Höh­le für Touris­ten adap­tiert wurde, hat man ein­fach gut 50 cm tiefer gebud­delt und nun kön­nen wir aufrecht­en Ganges durchmarschieren.

Da diejeni­gen, die die Höh­le als erste erkun­de­ten, so groß wie ich, also rund 1,60 cm, waren, erkun­de­ten sie die 240m lange Höh­le kriechend. Es ist feucht und kühl, rund 10 Grad, nicht ein­ladend. Und trotz­dem haben Men­schen 2000 Jahre lang, zwis­chen 9400 und 11700 vor heute, 800 Ritzze­ich­nun­gen angefertigt.

Mit Feuer­stein hätte man nach 6x einen Strich gese­hen, meinte die Führerin.Das klingt alles so ein­fach. Da kauert man am Boden sitzend, andere liegen bäuch­lings, ein flack­ern­des Licht lässt die unzäh­li­gen Erhe­bun­gen und Ver­tiefun­gen schon ohne men­schlich­es Zutun zum Leben erwachen.

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Auch frage ich mich, wer von den anderen schon ein­mal alleine in eine Höh­le gegan­gen ist. Ich schon. In eine, die ähn­lich wie diese hier durch Kalk­felsen ent­standen sind, aber auch eine die ein Lavafluss ent­standen ist. In der einen hab ich laut gesun­gen, um Geis­ter zu vertreiben. In der anderen habe ich das kom­plette Blit­zlicht meines Fotoap­pa­rats ver­braucht, um zu schauen, wo ich hin­steige. Zum Sin­gen bin ich gar nicht mehr gekom­men. Über­leben war angesagt.

Das ist ja erst der Anfang. Da hab ich noch gar nicht ans Malen gedacht.

Also die sind hier bäuch­lings rein (und wie schwierig muss es sein, da wieder raus zu kom­men, aber an ein­er bre­it­eren Stelle kon­nte man vielle­icht umdrehen).

War er oder sie alleine in der Höh­le? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie hin­tere­inan­der liegend, vielle­icht noch tratschend, Mam­mut oder Pferde in die Wände ritzten.

Nein, ger­ade die Enge der Höh­le, in die man wie in einen Bauch hinein krabbeln muss, erin­nert mich mehr an Rit­uale, eine spir­ituelle Annäherung.

Einen Strich hat man vielle­icht mit 6x fer­tig, aber ein Strich ist noch kein Pferd. Ich muss ein Bild vor Augen haben, über­legen wie ich den Strich führe. Entschei­den, wo ich das Tier oder Sym­bol anbrin­gen will. Radieren war ja auch nicht möglich. Diese Aus­sagen, das hätte man in dieser Zeit fer­tig­stellen kön­nen, das sollen sie mir mal zeigen. Wer von denen hat schon mal was zu ritzen ver­sucht, weich­er Kalk­stein hin, har­ter Feuer­stein her?

Ich habe eine Zeit lang mit Speck­stein gear­beit­et. Mit Met­all­w­erkzeug und nicht Feuer­stein. Ver­dammt, da rutscht man ziem­lich leicht ab, das sagt sich so leicht. Speck­stein ist auch ein weich­er Stein, mir ist er hart genug. Kur­ven brachte ich über­haupt nicht leicht zusam­men. Aber ich saß auch auf dem Boden, so wie die Men­schen in dieser Höh­le, die Füße unter meinen Couchtisch geschlun­gen und genoss die besinnliche Arbeit des Herum­schnitzens. Aber es war wärmer als 13 Grad und trock­en­er auch. Das elek­trische Licht machte leichter, wo ich den Meißel anset­zen sollte. Dafür hat­te ich nicht den rußi­gen, knis­tern­den, flack­ern­den, duf­ten­den Wachold­erzweig bren­nen. In Kali­fornien hat­te ich dor­ti­gen Juniper (es dauerte Monate, bis ich endlich daran dachte, die Über­set­zung nachzuschla­gen) in den Bergen gesam­melt, mich bei den Büschen bedankt, gel­ernt, dass er zur Reini­gung von Räu­men dienen soll, und ihn zu kleinen Räuch­er­sticks gebun­den. Wenn ich diese anzünde, zis­cht es und raucht es von den Ölen in den Nadeln und es duftet. Das weiß ich deshalb so gut, weil ich mir welche mitgenom­men habe. Sie bren­nen gut.

Diese Gedanken waren in mir, auch wenn ich nicht an alle dachte, als ich die Ritzze­ich­nun­gen betra­chtete. Das war nicht ein­fach mal schnell gemacht. Sie sind tief in diese schmale, lange Höh­le hinein gekrochen. Ich kon­nte die Ehrfurcht spüren, mit der sie die Pferde galop­pieren ließen. Oder wenn sie ver­sucht­en die Erd­mut­ter um Frucht­barkeit zu bit­ten, in dem sie eine Vul­va und Frauen abbildeten.

Hier lobe ich mir die Fran­zosen, unsere Führerin hat immer sehr auf die Kinder geachtet, immer wieder nachge­fragt, ob sie alles ver­standen haben oder ob es nicht Fra­gen gab (und auch mal den Vater um Geduld gebeten, weil sein Sohn sich vor ihm an sie gewen­det hat­te). Sie sprach von der weib­lichen Vul­va, die hier sym­bol­isch dargestellt wurde, mit der größten Selb­stver­ständlichkeit. (Wo die kleine Ruth plöt­zlich Franzö­sisch gel­ernt hat?)

Und falls es noch nicht ganz klar ist, die Führung ist deshalb auch so nett, weil es nicht viele sind, die in ein­er Gruppe hineinge­hen. Das hat keine beson­deren Gründe, mehr wür­den ein­fach nicht sehen, was ger­ade erk­lärt wird. Und es gab eine feine ver­traute, intime Atmosphäre.

Um einen Ein­druck zu bekom­men, wo all diese Höhlen liegen, wie der Kalk­stein aussieht und wie die Land­schaft geformt ist, hier noch ein paar Bilder.

Lascaux II

Fotografieren ver­boten!
Auch in der Nach­bil­dung von Lascaux.
Nach der Ent­deck­ung dieser Höh­le sind bis zu 1 Mil­lion Men­schen jährlich dieses Weltkul­turerbe besuchen gekom­men, bis Algen (grüne Krankheit, durch erhöhte Luft­feuchtigkeit) und Kristalle (weiße Krankheit, durch CO2 aus der Atem­luft) schon eini­gen Schaden anrichteten. 1963 wurde sie geschlossen. Das ist alles was man als Tourist noch zu sehen bekommt.

Ich bin also in die Nach­bil­dung, die 1983 eröffnet wurde, gegan­gen. Und ich hab mich vorge­drängt, wir waren so viele Leute, dass wir den Raum fast aus­füll­ten. Es gehen halt nicht so viele hinein, da füllen schon schnell mal ein paar Leute einen Raum aus. Und da die Fläche am Boden nicht so groß ist und sich zu den Bildern weit­et, ist der Raum mit 25–30 Leuten voll.

Es war ver­dammt gut, dass ich ganz vorne war. So hat­te ich für einige wenige Sekun­den vielle­icht eine Minute einen Blick auf den Raum, ohne von Men­schen abge­lenkt zu sein.

Mir war als ob die Tiere tanzten, alle liefen zusam­men herum. Wie muss das erst gewe­sen sein, als nicht monot­on leuchteten elek­trische Lam­p­en son­dern flack­ernde Lichter, in denen Fett und Wachold­erzweige bran­nten. Man hat die Asche von Wachold­er in ein­er der Lam­p­en gefun­den. Für einen kurzen Moment kon­nte ich fühlen, wie gewaltig es gewirkt haben muss. Ich kon­nte das Tram­peln der Tiere hören. Und auch den Gesang der Men­schen, die mit den Tieren feierten, ihre Trom­meln, die im Rhyth­mus der Tiere geschla­gen wurden.

Dann begann der Guide zu reden und das Bild, der um mich laufend­en, tanzen­den Tiere begann zu verschwinden.

Statt die in Bewe­gung — in mein­er Vorstel­lung — von flack­ern­den Läm­pchen Schat­ten wer­fend­en Stiere, Pfer­den und Ren­tieren zu sehen, sah ich nur mehr die einzel­nen Abbil­dun­gen. Davor waren es Her­den, die sich drei­di­men­sion­al im Raum bewegten.

Nun sah ich die 4 riesi­gen Stiere, das Ein­horn, die Pferde und die hüb­schen Ren­tiere. Aber sie tanzten nicht mehr. Fällt es uns mod­er­nen Men­schen gar nicht auf, wie wir alles zer­legen und zerteilen. In allen Beschrei­bun­gen wer­den nur mehr einzeln die Tiere aufge­führt, aber vielle­icht waren sie zusam­men dort.

Das war mehr, als ich mir erwartete. Kurz sah ich sie alle miteinan­der tanzen und singen.

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Ps. Einen Tag später besuchte ich andere Höhlen. Es waren schmale enge Gänge, sie kon­nten dieses Gefühl der Bewe­gung nicht aufnehmen. Aber davon später.

Die Bilder, die ich von hier und anderen Höhlen abbilde, habe ich aus einem teuren Buch fotografiert, aber ich ver­rate nicht welch­es, mir ist klar, das unter­liegt dem Copy­right. Aber ich will doch hier meine Erin­nerun­gen auch fes­thal­ten. Und innen durfte ich nicht fotografieren, also irgen­dein Ver­brechen musste ich bege­hen. So gibt es eine Abbil­dung pro Höh­le, die ich mir erlaube.