Weiter in den Wilden Westen

Ich hat­te diese Reise nicht geplant und war ges­pan­nt, wohin es mich trieb.

Inzwis­chen ist mir klar, dass es mich in den West­en zog. Yel­low­stone, der erste Nation­al­park der Welt, sollte mein Ziel sein. Doch was mich faszinierte, war die Tat­sache, dass Yel­low­stone sehr weit weg war. Deshalb kam es mir zuerst auch nicht in den Sinn. Erst als ich in den Black Hills war, dachte ich, jet­zt ist es auch schon egal, so nah war ich noch nie. Pelzjäger und Gold­such­er ver­sucht­en im 19 Jahrhun­dert vere­inzelt in das Gebi­et vorzu­drin­gen, ihre Berichte allerd­ings wur­den ignori­ert. Zu selt­sam klan­gen ihre Berichte, Jäger­latein, “Pelzjäger­latein”.

Erst 1869 kam es zu ein­er erfol­gre­ichen Expe­di­tion geführt von einem Geolo­gen und 1872 wurde das Gebi­et zum Nation­al­park erk­lärt. Das war nicht von Umwelt­be­wusst­sein getrieben, son­dern von der North­ern Pacif­ic Rail­road.  Sie erhofften sich eine bessere Aus­las­tung, puschte in die Rich­tung und Präsi­dent Ulysses S. Grant dachte, einen Erhol­ungspark wäre nicht schlecht. Die Natur bot ein Gratistheater._MG_8726

Doch vor­erst musste ich mal dor­thin und zwar viel beque­mer als vor 150 Jahren. Ich musste die Weit­en der Great Plains über­queren. Ich hat­te immer nur an Ebe­nen gedacht, doch eigentlich geht es stetig auf und ab, doch mehr auf als ab. Je weit­er man in den West­en kommt, um so eher begeg­net einem Täler, die sich ins Land eingeschnit­ten haben und tiefe Risse im Land hin­ter­ließen, so wie die Bad­lands in South Dako­ta. Bad­lands gibt es mehr. Im Win­ter pfeifen kalte Winde über das Land und im Som­mer trock­nen sie das Land aus. Durch die tiefen Wurzel­sys­teme der Gräs­er wird der Boden fest­ge­hal­ten. Ist hier kein Wider­stand, bläst er unerbärmlich. _MG_8742

Für uns heute ist es kein Prob­lem, ich habe mein Wass­er mit und bin froh, dass mich der Wind von der Hitze ablenkt. Und die Air­con­di­tion­ing des Autos ist nicht zu ver­acht­en. Doch früher musste sicher­lich nach Flusstälern Auss­chau gehal­ten wer­den, die hier, wie in anderen Wüstenge­bi­eten, durch die Bau­malleen erkennbar sind. Doch mit Plan­wa­gen, die von 2 und mehr Ochsen gezo­gen wer­den, über diese Hügel zu marschieren mit allem Hab und Gut, erzählt nicht nur etwas vom Pio­niergeist, son­dern eigentlich auch von der Verzwei­flung armer Leute, die nichts zu ver­lieren hatten.

Heute nen­nen wir sie Wirtschafts­flüchtlinge. Den Druck auf jene Men­schen, die bere­its hier lebten, will ich nicht vergessen, davon später. Dieses Land war immer schwierig zu bewirtschaften. Es war kein Paradies und die heuti­gen Ein­wohn­erzahlen erzählen davon._MG_8745

Etwas, was ich anfangs total überse­hen hat­te, war, dass es stets bergauf ging. Die Ebe­nen und Hügel befind­en sich schon über 1000m Höhe. Die Sonne ist inten­siv­er, das begriff ich mit dem ersten Son­nen­brand. (Inzwis­chen schmiere ich mir den Son­nen­schutz­fak­tor 50 alle 2 Stun­den ins Gesicht, die Botox-Lip­pen erzählen von ihren Qualen).

Das Gras hält den Boden. Und manch­mal durch­fuhr es mich, hier fehlt etwas. Es waren die Büf­fel­her­den, die über diese Weit­en zogen. Doch irgend­wann begin­nt sich die Land­schaft zu ändern, die Höhe macht sich bemerk­bar. Die weit­en Gras­flächen wer­den von Sage­brush abgelöst, die anfangs vere­inzelt und schließlich weite Hügel über­zo­gen. Hier im Vorder­grund siehst du den Wüsten-Bei­fuß. Der Name Sage und auch seine weiß­grü­nen Blät­ter ließen mich an Sal­bei denken, doch dieser Busch wird bis zu 3m hoch, wenn er genug Wass­er hat. Der Wüsten­sal­bei ist nicht mit dem Sal­bei ver­wandt, eben­so wenig wie der Prairie-Sage, bei­de gehören in die Fam­i­lie des Bei­fuß.  Im Hin­ter­grund tauchen die ersten Konifer­en auf, Pinien, die sich dunkel wie in den Black Hills, abzeichnen.

Und wieder Berge, von denen ich noch nie etwas gehört habe, die Bighorn Moun­tains. Und begleit­et von Hin­weiss­childern, die mir von dem großen Alter, der hier gefun­de­nen Steinen erzählen, geht es aufwärts. Auch wenn ich jet­zt nichts in Wikipedia finde, da waren Schilder, die auf Präkam­brische Steine, 2,9 Mil­liar­den Jahre alt, hin­wiesen. Das ist ver­dammt alt._MG_8674 Unsere ältesten im Wald­vier­tel sind rund eine Mil­liarde Jahre alt: der Bittesch­er Gneis.

Ich gebe zu, auss­chauen tun sie ähn­lich, sie sind auch alle zusam­men ähn­lich ent­standen, als Tiefengestein, denn es ist tief im Inneren der Erde unter hohem Druck und hohen Tem­per­a­turen geschmolzen. Dieser Prozeß wird Meta­mor­phose genan­nt. Ich weiß, dass klingt alles so weit weg.

Doch Bezug dazu habe ich gewon­nen, seit ich mir einige Eck­dat­en gemerkt habe. Unsere Erde ist ca 4,6 Mil­liar­den Jahre alt. Damals war es ein­fach zu heiß, alles war geschmolzen, die Erde musste erst­mal etwas abkühlen. Doch schon 0,3 Mil­liar­den Jahre später umschloßen Gneise Zirkone. Zirkone schauen aus wie Dia­man­ten, nur gibt es sie viel öfter, und so wer­den sie als bil­liger Ersatz bei Mod­e­schmuck ver­wen­det, aber sie sind oft diejeni­gen, die das Alter umgeben­der Steine ver­rat­en. In Kana­da und Grön­land aber auch in anderen Kra­to­nen (das sind alte erste Trüm­mer, die den Kern unser­er Kon­ti­nente bilde­ten) find­et man sie. Der Zer­fall von Uran in ihnen ver­rät ihr Alter. Wenn ich das nicht gewusst hätte, würde mich der Hin­weis nicht beein­druckt haben.

Das Beck­en des Bighorn-Riv­er tren­nt diese Berge von den Rocky Moun­tains, auch wenn sie geol­o­gisch zusam­menge­hören. Dass ich über einen Pass fahren sollte, der knapp 400m höher als unser Groß­glock­n­er liegt, ahnte ich nicht. Der Pow­der Riv­er Pass liegt rund 2946m hoch (der Pass des Groß­glock­n­ers 2576m).

Und damit beschließe ich meinen heuti­gen Unter­richt 🙂 Abschließend ein paar Bilder von altem meta­mor­phem Gestein und Sed­i­ment­gestein, das leicht durch die sicht­baren Schicht­en zu iden­ti­fizieren ist. Dazwis­chen zit­tern ein paar Espen vor Ehrfurcht.