Don’t be scared to walk alone

Ich weiß nicht, wie es dir geht. Aber manch­mal höre ich etwas und mein Herz wird berührt. Als ich die Zeilen las:

Don’t be scared to walk alone.

Don’t be scared to like it.

Fürchte dich nicht alleine zu gehen.
Fürchte dich nicht, es zu mögen.

musste ich an meine Reisen denken.

Erst spät ent­deck­te ich das Reisen für mich. Ich hat­te zwar alleine Urlaub gemacht. Eine griechis­che Insel, wie ich es schon als junge Frau machen wollte, und nach 3 Tagen habe ich einen Koller im Hotel bekom­men und mir geschworen: So werde ich nie wieder Urlaub machen. Ich war ver­schreckt. Urlaub alleine, nichts für mich, dachte ich. Niemals wieder. Nach 3 Tagen schloß ich mich 2 anderen an, die einzi­gen anderen Allein­reisenden, und eben­so verza­gt wie ich. Das war das einzig tat­säch­lich Verbindende, auch wenn die Ober­fläche anderes erzählte.

Das war das erste und let­zte Mal, dass ich so reiste. Eigentlich war es nur ein klas­sis­ch­er Urlaub, nicht mehr. Inzwis­chen bin ich zur Reisenden gewor­den. Zur Ent­deck­erin. Füße ausstreck­en, in der Sonne liegen, faul sein, anderen Touris­ten nach zu hecheln, das ist nicht meines. Dazwis­chen habe ich mit Fre­un­den Urlaub gemacht und dabei fest­gestellt, Fre­unde für wenige Tage besuchen ist nett, mit Fre­un­den etwas ent­deck­en, macht Spaß, der faule Urlaub ist noch immer meines.

Es war ein langer, langsamer Weg zum Reisen. In Thai­land war es mehr ein Arbeit­saufen­thalt, wo ich 4 Wochen lang Thai-Mas­sage lernte. Noch immer von Angst durch­set­zt, so ver­loren, wie einst auf Rho­dos zu sein. In Thai­land traf ich reisende Frauen in meinem Alter. Und mein altes Mot­to kam zum Zug:

Wenn die das schaffen,
dann schaffe ich das auch” 

2 Jahre später war es soweit, ich erfüllte mir einen lebenslan­gen Wun­sch und fuhr nach Aus­tralien. Die Sehn­sucht ließ alle Vor­sicht weichen. Auch, dass Fre­unde den Beginn und das Ende der Reise umrahmten, nahm Angst. In den Wochen dazwis­chen war ich dann mehr oder weniger alleine unter­wegs und habe es genossen. Mit 48 ent­deck­te ich das Reisen für mich.

Das war 2009. Alive in the age of worry!

Das Zitat stammt aus dem Song von John May­er: Age of worry.

Wenn ich mich heute umse­he, dann sor­gen sich viele und meist völ­lig unbe­grün­det. Ich habe eine Angstübung mit ein­er kleinen Fre­undin gemacht. In der geht es nur darum, bei jed­er Furcht, die auf­taucht, sich zu fra­gen, ob diese real ist. Die meis­ten Äng­ste sind irre­al, so wie unser bei­der Angst vor Clowns. Nicht, dass damit jegliche Angst ver­schwindet, aber sie lässt sich leichter iden­ti­fizieren. Ich bekomme Übung zu erken­nen, ist die Angst real oder nur ein phan­tastis­ches Kon­strukt, der jede Ver­nun­ft entgegensteht.

Ich habe keine Angst mehr,
alleine vor­wärts zu gehen,
und ich liebe es.

JOHN MAYER LYRICS
“The Age Of Worry”

Close your eyes and clone yourself
Build your heart an army
To defend your innocence
While you do every­thing wrong

Don’t be scared to walk alone
Don’t be scared to like it
There’s no time that you must be home
So sleep where dark­ness falls
Alive in the age of worry
Smile in the age of worry
Go wild in the age of worry
And say, „Wor­ry, why should I care?“

Know your fight is not with them
Yours is with your time here
Dream your dreams but don’t pretend
Make friends with what you are

Give your heart then change your mind
You’re allowed to do it
‚Cause God knows it’s been done to you
And some­how you got through it

Alive in the age of worry
Rage in the age of worry
Sing out in the age of worry
And say, „Wor­ry, why should I care?“

Rage in the age of worry
Act your age in the age of worry
And say, „Wor­ry, get out of here!“

Kunst oder was?

Die Malereien, Zeich­nun­gen, Gravuren, Ritzun­gen, Bas­re­liefs, Reliefs beein­druck­en mich zu tief­st. Während viele vor sich hin philoso­phieren, was der Hin­ter­grund für diese Aus­drucks­for­men sei, bin ich noch beim Nach­denken, wie sie das über­haupt konnten.

Wenn ich an die Bilder in Le Toth denke, die Kinder anfer­tigten, dann ist jed­er­mann klar, so schaut es aus, wenn man begin­nt zu malen.

Aber so sehen diese prähis­torischen Bilder nicht aus. Es sind keine Bilder von Anfängern, das ist nicht das erste Mal, dass diese Men­schen hier zeich­neten oder mal­ten. Ich kann keines dieser Tiere so darstellen. Und nur weil ich etwas sehr lange beobachte, bin ich immer noch nicht fähig, es abzu­bilden. Das wäre ja so, wenn ich nur lange genug einem Opern­sänger zu höre, lange genug mitsinge, dann würde ich wie er. Nichts da! So ein­fach geht das ein­fach nicht.

Die Beobach­tung allein genügt nicht, um etwas wiederzugeben. Da muss geübt wer­den. Und zwar geduldig. Man kon­nte nicht ein­fach herge­hen und das Blatt Papi­er weg­w­er­fen, man kon­nte es auch nicht ein­fach aus­radieren. Ein­mal ger­itzt, für immer ger­itzt. Ein­mal hin gesprüht, für die Ewigkeit gesprüht.

Um mit einem Zug ein Mam­mut vom Schwanz bis zum Rüs­sel authen­tisch in eine Wand zu ritzen, reicht nicht der Entschluss es zu wollen, auch nicht, dass ich das Bild eines Mam­muts vor meinem inneren Auge sehe.

Diejeni­gen die diese Bilder fer­tigten, mussten vorher schon geübt haben. Geduldig und aus­dauernd. Da wären wir wieder bei Zeit und Muße. Waren sie so getrieben, wie wir heute? War die Jagd so zeitraubend, dass für nichts mehr Platz war? Wohl nicht. Es musste Zeit­en gegeben haben, wo anderes im Mit­telpunkt stand.

Waren es also Künstler?

Auch das ist bei genauer­er Betra­ch­tung unre­al­is­tisch. Seit wann sprechen wir denn von Kun­st? Aber waren es beson­ders begabte Men­schen? Das vielle­icht wohl. Men­schen, die eine beson­dere Begabung hat­ten und diese auch pflegten. Das heißt sie übten. Kun­st von Kön­nen. Vielle­icht außer­halb, an Stellen, die heute ver­wit­tert sind oder vielle­icht den näch­sten Regen und Schneefall nicht über­dauerten. Bis sie dann soweit waren, dass sie fin­ger­fer­tig genug waren und sie an beson­deren Stellen anbrachten.

Auch wenn Ritzun­gen keine bild­hauerische Schw­er­star­beit waren, sie gezielt und genau durchzuführen, ohne viele Kor­rek­turen anzubrin­gen, ist etwas Beson­deres. Mit einem Stück Manganox­id mal schwungvoll einen Stein­bock zu zeich­nen, das soll mir mal jemand vor­ma­chen. Ich kann es nicht. Selb­st wenn ich ein Buch zeich­nen würde, käme es nicht wirk­lich überzeu­gend hinüber. Wie hat das jemand mal so schön gesagt, es ist mehr Aus­drucks­malerei oder Art brut.

Waren es Schamanen?

Wer sich schon ein­mal mit schaman­is­ch­er Prax­is auseinan­der geset­zt hat, weiß, dass es ein­er lan­gen Schu­lung bedarf, bevor sie sich mit der Geis­ter­welt auseinan­der­set­zten. Ob das die richti­gen Gesänge, die wirkungsvollen Zer­e­monien, mit Trom­meln, Musik jeglich­er Art, schaus­pielerischen Dar­bi­etun­gen, Trance war. Auch hier ist es jahre­lange Prax­is, die einen erst zum Schama­nen macht. Und ich spreche hier noch nicht von den Geheimnis­sen der Kräuter. Denn dass sie davon wussten, glaube ich. Nicht umson­st hat­te Ötzi vor über 5000 Jahren den Pilz Birken­por­ling mit sich geführt, der eine antibi­o­tis­che Wirkung hat­te. Nicht alles was wir als Zauberei und Hum­bug klas­si­fizieren, war nur Show. Es hat­te auch Wirkung. So wie die Indi­an­er dur­chaus Mit­tel gegen Syphilis hat­ten. Nur weil wir nichts darüber wis­sen, heißt es nicht, dass es nichts gibt. Wenn wir heute groß von Place­bo sprechen, dann soll­ten wir vielle­icht von unseren Selb­s­theilungskräften sprechen. Die kön­nen wir aktivieren und helfen uns beim Gesundw­er­den, aber eben nicht nur. Ob es nun eine Geis­ter­welt gibt oder nicht, will ich hier nicht disku­tieren, aber dass die Seele Hil­festel­lun­gen annimmt, um wieder gesund zu wer­den, glaube ich. Auch wenn nicht alles mit natur­wis­senschaftlichen Meth­o­d­en erk­lär­bar ist, heißt es nicht, dass es diese Dinge nicht gibt. Vor nicht allzu langer Zeit war Mag­net­ismus ein solch­es unerk­lär­lich­es Phänomen. Egal ob Kräuter, Pilze oder mod­erne Medika­mente, sie unter­stützen uns, wenn unser Kör­p­er gesund wer­den will.

Ein Schamane ist also eben­so ein Spezial­ist, der beson­dere Fähigkeit­en hat. So wie ich glaube, dass es Ärzte gibt, die einen bess­er unter­stützen wieder gesund zu wer­den, wie andere. Denn Heilung ist mehr als nur ein Kraut.

Diese Gedanken führten mich zu Spezialisten.

Während das Anfer­ti­gen von Stein­klin­gen und Beilen Fähigkeit­en waren, die jed­er beherrschen musste, weil son­st ein Über­leben nicht möglich war, kann ich mir dur­chaus vorstellen, dass für diese speziellen Auf­gaben wie das Anfer­ti­gen von Bild­nis­sen und Objek­ten, und der Kom­mu­nika­tion mit der anderen Welt, beson­dere Men­schen sich auser­wählt fühlten. In der Eth­nolo­gie habe ich immer wieder von Schama­nen gehört, die nicht begeis­tert waren, diesen Weg einzuschla­gen. Durch schwere Krankheit­en getrieben entsch­ieden sie sich dafür. Nicht immer ist das, was man kann, ein leichter Weg. Vielle­icht macht man es lieber, aber ein­fach­er muss es nicht sein.

Wenn also ein Men­sch, seine Fer­tigkeit ein Abbild eines Tieres anzufer­ti­gen, per­fek­tion­iert hat­te, kam ein ander­er Men­sch, der die Fähigkeit erlangt hat­te mit der anderen Welt zu kom­mu­nizieren, auf ihn zu und sie planten gemein­sam an einem Rit­u­al tief drin­nen in ein­er Höh­le zu arbeit­en. Nicht nur Kom­mu­nika­tion, son­dern auch die soziale Kom­pe­tenz dieser Men­schen gemein­sam etwas auszuführen, mag dahin­ter ges­tanden sein.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein­er allein sich dachte: Ach, heute geh ich mal ein paar hun­dert Meter tief in eine Höh­le und male ein Mam­mut, aber so dass es kein­er sieht und an ein­er beson­ders schwieri­gen Stelle, damit nur ich es sehen kann.

Für so ein schwieriges Unter­fan­gen braucht es Pla­nung und Zweck. Während die Bilder in den Abri oder Über­hän­gen und Wohn­höhlen aus anderen Grün­den ange­fer­tigt wur­den, ist es bei Höhlen, die nicht im alltäglichen Leben benutzt wur­den, ein anderes Ziel, das ver­fol­gt wurde.

Ich bin davon überzeugt, dass es rit­uelle Hand­lun­gen waren. Was sie genau bezweck­ten, ob sie nun die Tiergeis­ter beschworen oder andere Geis­ter zu Hil­fe riefen, ist reine Fan­tasie. Das wer­den wir nicht sagen können.

Als ich in Pech-Mer­le war, wurde mir bewusst, dass hier andere Men­schen die Abbil­dun­gen anfer­tigten. Viele Bilder waren abstrak­ter, enthiel­ten mehr Andeu­tun­gen als real­is­tis­che Darstel­lun­gen. Sie waren anders als weit­er nördlich im Val­lé de Vézére.

Jede der Höhlen, in denen ger­itzt, geze­ich­net, gemalt und gesprüht wurde, emp­fand ich anders. Es waren unter­schiedliche Emo­tio­nen, die in mir hochka­men. Es gibt nicht den einen Zweck, den sie erfüll­ten. Meinem Empfind­en nach waren sie unter­schiedlichen Zweck­en gewid­met. Ger­ade in Pech-Mer­le, das eine wun­der­bare Akkustik hat und her­rliche Säle bietet, kon­nte ich förm­lich die Trom­meln und Gesänge hören. In Les Cam­barelles, wo man nur auf allen vieren die Höh­le erobern kann, wird es still, ein heim­lich­es Zwiege­spräch mit der Geis­ter­welt bietet sich direkt an.

Aber es waren beson­dere Fähigkeit­en von beson­deren Men­schen, die nicht jedem zugänglich waren und nicht jed­er fähig war auszuführen. Und dass ich mich nicht alleine so tief in eine Höh­le vor­wa­gen würde, ste­ht noch auf einem ganz anderen Blatt. Mir war nicht bewusst, wie weit inner­halb sich viele dieser Bilder, Zeich­nun­gen und Gravuren sich befind­en. Mir ist nicht ein­mal klar, wie sie aus dem oft sehr verzweigten Höh­len­sys­tem wieder her­aus­fan­den, denn mein Ori­en­tierungssinn ist in unser­er mod­er­nen Zeit ein äußerst beschränk­ter, auch wenn ich nicht über­all das Navi brauche.

Und Spezial­is­ten hat­ten sie. Auch wenn wir heute nur an Hand der Abschläge der Stein­werkzeuge fest­stellen kön­nen, dass es Begabtere und weniger Begabte gab, so wird es welche gegeben haben, die gut kochen kon­nten, die gut jagen kon­nten, die bess­er Spuren lesen kon­nten als andere, die früher die Zeichen des Früh­lings lesen kon­nten, die Klei­dung bess­er anpassen und lan­glebiger anfer­ti­gen kon­nten. Es gab immer schon Unter­schiede zwis­chen Men­schen. Unter­schiede, die das Leben span­nend machen, die aufre­gend sind und erst zum Übel wer­den, sobald sie verurteilen. Nur zur Erin­nerung möchte ich ein­wer­fen, dass es Kul­turen gibt, wo Geis­teskrankheit­en als eine beson­dere Gabe gese­hen wer­den, die eine außergewöhn­liche Verbindung zu ein­er anderen Welt mit sich brin­gen. Schwarz-Weiß ist die Welt der Naiv­en, Shad­ows of Grey, jen­er der Ungläu­bi­gen, im Rege­bo­gen erstrahlt die Welt als Ganzes. Es ist eine Sache des Glaubens, wer dem wider­spricht, glaubt ein­fach nur an anderes. Denn wis­sen tun wir bei­de es nicht. Falsch denkt jen­er, der rechthaben will.

All-Eins-Sein

All-Eins-Sein macht mich ver­let­zlich oder sollte ich bess­er sagen, ich lege die Rüs­tung ab und spüre deshalb mehr?

So sehr ich es liebe allein unter­wegs zu sein, so sehr schmerzt es auch , mich von der
nor­malen Welt, mich dem nor­malen Umgang der Men­schen zu entfernen.

Es ist auch die Zeit, sich selb­st zu beobacht­en, auch wenn ich nicht alles ver­ste­he. Es ist eine gewisse Unruhe, Ner­vosität in mir, ein Acht­sam sein, als ob etwas passieren kön­nte. Vielle­icht so wie vor 20.000 Jahren die Men­schen immer acht­sam sein mussten. Warum diese Unruhe da ist, kann ich nicht sagen, ich kann sie nur beobachten.

Doch wenn ein Vater, der vor mir in die Höh­le geht und ich den Abschluss unser­er kleinen Gruppe bilde, sich umdreht und schaut, ob ich da bin und alles in Ord­nung ist, berührt es mich. Bin ich es so wenig gewöh­nt, dass man auf mich Rück­sicht nimmt? Wenn ich beobachte, wie san­ft die Eltern mit ihren herum­to­ben­den kleinen Mäd­chen umge­hen, huscht ein Lächeln über meinen Mund. Das sind Momente, die ich genieße. Und selb­st die ruhige Art der Fran­zosen Auto zu fahren, lässt mein Herz tanzen. Sie lassen sich Zeit, nie über­holte jemand unbe­dacht, nie fühlte ich mich gehet­zt, in Gegen­satz zu Öster­re­ich, wo ich es gewöh­nt bin, wenn ich auf Land­straßen unter­wegs bin, gejagt zu wer­den. Alle haben es da eilig. Nur wo wollen sie hin?

Was ist die Ursache, rau miteinan­der umzuge­hen? Ich habe dann immer Angst, dass ich eben­so reagiere. Und das ist das andere beim Allein­sein, man hat viel Zeit nachzu­denken. Reflek­tieren, wie ich etwas gemacht habe, warum ich etwas gemacht habe, aber auch darüber wie manch­es auf mein Gegenüber wirkt. Eine san­fte Berührung wird dann zum aggres­siv­en Über­griff. Eine wieder­holte Bitte wird zum auf­dringlichen Aushorchen. Ich werde trau­rig darüber, dass es sel­ten vorkam, dass wir uns darüber tat­säch­lich ver­ständigten, da wird dann über den Aus­lös­er gesprochen, aber nicht über die Ursache und den Hin­ter­grund. Im Gegen­teil, es wurde inter­pretiert und nicht kommuniziert.

Zynisch, spöt­tisch, arro­gant, über­he­blich und auch mal aggres­siv sind die Reak­tio­nen. Und es kam vor, dass ich auch so wurde. Keine Eigen­schaften, die ich haben möchte. Und ich bin nicht stolz darauf.

Dies berührt mich ganz beson­ders, nach­dem ich so viel über die ersten Men­schen gele­sen und gehört und gese­hen habe, dass es die Fähigkeit die Sprache zur Kom­mu­nika­tion einzuset­zen, uns zu Men­schen machte. Nicht das Werkzeug, nicht der aufrechte Gang, nicht das Feuer, es war die Sprache. Und dann ste­he ich da und muss erken­nen, wie sprach­los wir so oft sind.
Und ich weiß, wovon ich spreche, ich selb­st war solange sprach­los. Umso ver­wirrter war und bin ich, als ich mich bemühte, diesen Fehler nicht mehr zu wieder­holen, und ich mit Schweigen kon­fron­tiert wurde. Erstaunt stellte ich fest, dass ich nicht allein war mit mein­er Unfähigkeit zu reden. Aber ich wurde auch mit Sarkas­mus kon­fron­tiert, der mich nicht nur schmerzt, wenn er gegen mich gerichtet ist, son­dern das Prinzip der Lächer­lich­machens über andere irri­tiert mich immer wieder. Beißend, bit­ter­er Hohn und Spot erscheint mir wie das Gegen­teil von Mit­ge­fühl. Und ich frage mich, wieviel Mit­ge­fühl mit sich selb­st der­jenige hat, der anderen sarkastisch gegenüber­tritt. Wohinge­gen Ironie ein gemein­sam ver­standenes Wort­spiel ist. Ich mag ein­fach nicht, wenn man sich über andere lustig macht.
Dinge, denen ich in den Wochen des All-Eins-Seins, entwöh­nt werde. Dinge aus der „nor­malen“ Welt brin­gen mich dann plöt­zlich zum Weinen. Meine Empfind­samkeit wächst in dieser Zeit.
Aber es sind gute Trä­nen, die ich zurzeit weine, voll Mit­ge­fühl für jene, die das nicht leben kon­nten. Dazu gehörten auch meine Eltern und es tut mir gut, auch diesen Teil von ihnen zu sehen, mit aller Liebe, die ich für sie empfinde.

Dankbar bin ich mit meinen allerersten men­schlichen Vor­fahren ver­bun­den, als sie die Sprache zu einem Teil des Men­sch­seins machten.

Ich bin kein Produkt

Ich bin keine Ware. Ich habe und will nichts verkaufen. Ich pro­duziere nichts.

Ich schreibe, ich fotografiere, ich singe, ich liebe und ich lache.

Ich habe nichts zu verkaufen.

Ich bin ich.

Es nichts zu verkaufen. Ich achte nicht darauf, möglichst beliebt zu sein. Auch wenn es mir sehr schw­er fällt, denn ich mag Men­schen so gern, dass es viel schw­er­er ist, authen­tisch zu bleiben, als mich in eine Gruppe einzufü­gen. Und doch scheit­ere ich daran. Das merke ich in jenen Momenten, wo Men­schen sich über, wie man sich zu ver­hal­ten, zu klei­den, zu “betra­gen” hat. Denn ich denke wed­er bei anderen noch bei mir selb­st son­der­lich lange darüber nach. Manch­mal finde ich etwas Schade, aber ich denke viel mehr darüber nach, was dies mit Men­schen macht und nicht wie unge­hörig es sei.

Oder als ich als Jugendliche tanzte, ohne darauf zu warten, ob jemand mich erwählt. 30 Jahre später fragte mich ein­er, der mich von damals kan­nte, ob ich auch mit einem Mann tanzen würde. Das alles, weil ich tanzen und nicht warten wollte. Wahrschein­lich war ich schon damals unfähig mich zu Mark­te zu tra­gen. Auch heute habe ich mich gegen das Warten entsch­ieden. Statt dessen lebe ich.

Es ist mir wichtig, andere nicht als Pro­dukt zu sehen.
Ich will andere acht­en, denn auch sie sind keine Ware für mich.
Also will ich auch nicht darüber nach­denken, wie ich mich präsen­tiere, noch will ich mich auf die eine andere Art präsen­tieren. Ich will sein, denn ich bin.

Alles, was ich habe, ist vergänglich.

Alles, was ich bin, ist imma­teriell und ich weiß nicht, ob es gestern war oder mor­gen sein wird.

Aber eines ist klar, jet­zt bin ich. 

Ps.
Warum aber schreibe ich und fotografiere ich und stelle es ins Netz?
Fre­unde haben mich gebeten, deshalb habe ich es getan. Manch­mal frage ich mich, ob es von Nutzen ist. Aber das will ich nicht beurteilen. Mir hil­ft das Schreiben und Reflek­tieren. Und über Fotos freue ich mich und vielle­icht ein ander­er auch.

Der moderne Mensch ist laut

Als Allein­reisende bin ich fast über­all den Stim­men ander­er Men­schen ausgesetzt.

Vor­let­ztes Jahr ist mir das um ersten Mal im vollen Umfang bewusst gewor­den. Ruhig war es, wenn ich um 7 Uhr mor­gens zu einem Vulkan — eigentlich ein Aschenkegel, cin­der cone — wan­derte. Da in dieser Umge­bung auch wenig wuchs, waren nicht viele Vögel zu hören. Es kann auch sein, dass mir das Sin­gen der Vögel lieber ist, als das andauernde Gerede.

Doch ein­mal liebte ich es. Als ich mit meinem Zelt umrun­det von lauter Fam­i­lien zu liegen kam, und als es dunkel wurde, hörte ich aus jedem Eck einen Vater eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen.

Welche Geschicht­en es waren?
Das weiß ich nicht, das kon­nte ich nicht hören.

Woher ich weiß, dass es Gute-Nacht-Geschicht­en waren? Der Ton­fall, die Melodie der Stimme, die San­ftheit, die die kleinen Zuhör­er auf den kom­menden Schlaf vor­bere­it­ete. Und auch ich schlief gut.

Tja, und was ist, wenn man keine Stimme hört. Dann hört man ein Auto. Sicher­lich kann ich weit weg gehen, aber da ich meist alleine unter­wegs bin, ver­suche ich, nicht ver­loren zu gehen. Also suche ich gemäßigte Ein­samkeit, so dass ich in der Not gefun­den werde, also in Menschennähe.

Ich weiß noch, wie verza­ubert ich war, als ich auf meinen Haus­berg stieg und plöt­zlich war es ruhig.

Aber was rede ich so gescheit daher, ich bin dich selb­st eine, die um sich herum Lär­mquellen schafft. Denn zu einem Teil beun­ruhigt mich absolute Ruhe.

Aber hier gibt es Enten und Frösche, die am Abend ein schauder­haftes Konz­ert geben. Die Stim­men der kreis­chen­den Kinder vom Pool sind weit weg und wenn sie um mich herum Ball spie­len, freu ich mich über ihre Begeis­terung. Den anderen Teil bilden Pen­sion­is­ten, viele mit Hun­den, und die hört man aufgeregt hin­ter ihrem Hund her schimpfend, wenn der nicht Franzö­sisch ver­ste­hen will. Wie der Mini­hund mein­er Nach­barin, der mein Apparte­ment auch beset­zen will, und sie im Nachthemd ver­sucht, ihn von mein­er Ter­rasse zu bringen.
Dieser Lärm stört mich nicht.

Ich merke nur, in Men­schen­nähe ist es laut.

So hätte wed­er Nean­der­taler noch Cro-Magnon-Men­sch über­leben kön­nen. Aber vielle­icht wird’s am Lager­feuer genau­so ein Stim­mengewirr gegeben haben wie bei uns. Nur wie laut wer­den 15 bis 20 Homo gewe­sen sein?

Das führt mich zu dem großen Rät­sel, wann wir denn zu quatschen began­nen. Der Nean­der­taler, mit dem wir einen gemein­samen Vor­fahren teilen, besitzt eben­falls das FOX­P2-Gen, ein für unsere Sprech­fähigkeit wichtiges Gen (neben anderen). Ihr Kehlkopf war noch anders gebaut und der unsere war anscheinend auch nicht von Anfang an reif. Mir war nicht bewusst, dass Sprechen nur durch eine kom­plexe Motorik möglich ist. Sprech- und Sprach­störun­gen gehen damit ein­her. Eine Störung dieses Gens lässt die Betrof­fe­nen auch bei non­ver­balen Intel­li­gen­ztests schlechter abschnei­den. Tja, da soll noch ein­er sagen, quatsch nicht so viel.

Man ver­mutet auch, dass die kom­plex­en Anforderun­gen, die der mod­erne Men­sch in den ver­gan­genen 70000 Jahren bewälti­gen musste, die Sprache förderten. Denn die Umwelt, mit der es der mod­erne Men­sch zu tun hat­te, änderte sich ständig. Warm und Kaltzeit­en forderten ständi­ge Anpas­sun­gen. Die Sprache kön­nte da geholfen haben.

P.s. Bevor wir nun über­schnap­pen, Vögel besitzen dieses Gen auch, son­st kön­nten sie wohl nicht so schön sin­gen. Allerd­ings soll unsere Gen­vari­ante tat­säch­lich so alt sein wie der mod­erne Men­sch zwis­chen 100 und 200.000 Jahre.

Der Tag, an dem der Flügelschlag eines Schmetterlings mich umwarf

Meine Rech­nung scheint aufge­gan­gen zu sein. Ich wollte Altes ent­deck­en und nicht nur Außen auch Innen. Es war ok für mich, dass ich nicht mehr in die Tiefe gehen wollte, solange meine Mut­ter lebte. Es hat Zeit­en gegeben, da war ich so weit unten, dass ich nicht weit­er fall­en kon­nte. Mit ihrem Tod ist auch der Abschied von dieser Zeit gekommen.

Die Nächte brin­gen alte Erin­nerun­gen. Alte Äng­ste zeigen sich.

Ich bin nicht gut im Herum­stre­it­en. Ich bin aufgewach­sen mit Stre­its mein­er Eltern, die in ihrer Ver­gan­gen­heit lagen. Sie ver­wirrten mich. Es dauerte über 40 Jahre, bis ich erkan­nte, dass es nichts mit mir zu tun hat­te. In dieser Ver­wirrung liegt wahrschein­lich die Basis mein­er Reak­tion auf Streit. _MG_6506-001
Ob sie sich geän­dert hat, weiß ich nicht.

Bei Stre­its werde ich still und ziehe mich zurück, anstatt laut wie andere zu wer­den. Ich spreche von den inti­men, pri­vat­en Stre­its. Als Reife kann es nicht beze­ich­net wer­den. Es hat mehr mit Tot­stellen zu tun. Ich höre ein­fach zu existieren auf, ich wäh­le den Rück­zug. Meine Erfahrun­gen sind auch, als ich älter wurde, nicht hil­fre­ich gewe­sen. Während andere eine Reak­tion von mir woll­ten oder provozierten, wurde ich starr vor Schreck. Bis ich soweit gewe­sen wäre zu reagieren, waren die anderen schon ganz woan­ders. Ich brauchte Zeit, um mich zu ver­pup­pen, bis ich wieder soweit war, her­auskom­men zu kön­nen. Als ich wieder reden kon­nte, waren die anderen nicht mehr bere­it, mit mir zu sprechen. Und damit war ich wirk­lich tot. So hörte ich auf zu existieren. Irgend­wann suchte ich auch kein Gespräch mehr. „Mit dir kann man nicht ein­mal stre­it­en.“ hörte ich. Als dieser Men­sch aus meinem Leben ging, war ich mir mein­er Män­gel nicht so bewusst wie heute. Doch ich ahnte es. Ich fühlte meine Behinderung.

Begeg­net bin ich noch nie­man­dem (ich spreche hier von dem inti­men pri­vat­en Bere­ich — einem Part­ner), der mir den Raum und die Sicher­heit gab, meinem Tem­po zu fol­gen. Fra­gen “wer ich wirk­lich sei” bekam ich zu hören, oder Ver­gle­iche mit anderen wur­den gezo­gen, mit jenen mit denen man stre­it­en könne, im Gegen­satz zu mir. Ver­dammt, genau das war ich, diese Unfähige. Ich entsprach nicht den Bildern der anderen, des Rit­ters in strahlen­der Rüs­tung. Wie sehr ich dieses Bild has­se! Neben der laut­en Ruth gibt es noch eine sehr stille, sehr langsame, schüchterne. Die wollte nie­mand, nein, die, die man bewun­dern kon­nte, oder auch ver­acht­en, die war toll. Mit der starken Ruth wollte man kämpfen, während ich bei vielem stark bin, nur nicht im Zweikampf. Ich liebe diese andere, die, die kein­er sehen will.
Es macht mir auch Angst, nicht nur angeschrien zu wer­den, son­dern auch anderen beim Stre­it­en zuzuhören.

Selb­st jet­zt beim Schreiben bemerke ich mein Ein­frieren. Nicht nur Worte hören auf, aus mir zu fließen, mir wird auch kalt. Ich bin froh, dass es hier eine Heizung gibt.

Während jene, die ihre Gefüh­le laut rauss­chreien kon­nten, sich ihrer Wahrhaftigkeit sich­er waren und es ihnen von anderen auch ver­sichert wird, war meine Reak­tion eine unge­wohnte. Zeit musste bei mir verge­hen, bis die schlimm­ste Angst ver­gan­gen war. Mein Denken musste erst wieder zu laufen begin­nen. Wie soll ich jeman­den anschreien, wenn mein Hirn aufhört, sich zu regen? Da ist nichts, nichts zu sagen, nichts zu tun. Als ich mich dann endlich wieder bewe­gen kon­nte, war es für den anderen vor­bei. Und ich blieb allein.

Die Behin­derung ist so mas­siv, dass ich auch keine Erin­nerung an Stre­its habe. Ich weiß nicht mehr, was meine Eltern an mir kri­tisierten, was mich verzweifelt weg­fahren ließ. War es wirk­lich immer dieses, wie ich aus­sah, was ich anzog, was ich wog, warum so viel Zeit mit Fre­un­den ver­brachte? Und das wohlweißlich auch noch, als ich 40 wurde. Und als ich dann fuhr, ging man noch zu anderen und beschw­erte sich über mich, während ich jede Erin­nerung begrub.

Als ich endlich ein­mal meinen Zorn raus lassen kon­nte, hat­te ich auch keinen Erfolg damit. Ich weiß, dass meine Art, mit Ent­täuschung, mit Wut umzuge­hen, anders ist. Ich ver­suche mit 50 das zu ler­nen, was andere mit 2 zu üben beginnen.

Mein Rück­zug nahm anderen jede Angriffs­fläche. Bis ich soweit war, dass ich wieder sprechen kon­nte, war alles vor­bei. Ich löste mich auf. Kein­er wollte mit mir reden. Stre­it ist so etwas Intimes. Ich war nichts als Schall und Rauch. Ja, es macht mich trau­rig, dass es nie­man­den gab, der sich auf die Suche nach mir gab, dem ich wert genug war, mir in mein­er Zeit, in meinem Tem­po zu fol­gen. Muss ich mich wirk­lich ändern? Bin das dann noch ich, wenn ich rum­brülle, auch wenn mir nicht danach zumute ist? So ein blödes Geschwaf­fel über Authen­tiz­ität. Hier also liegt meine Wut über diesen Begriff begraben. Bin ich etwa authen­tisch, wenn ich so reagiere, wie andere es von mir erwarten?
Es macht mich wütend, Luft zu sein.

Ich habe keine Lust mich mit Men­schen auseinan­der zu set­zen, für die ich Luft bin. Oder wenn sie mich ins Winkerl stellen, wo ich über meine Schand­tat nach­denken kön­nte. Das hat bei mir nicht funk­tion­iert, als ich 5 war und auch nicht als ich 45 war. Ich bin kein bösar­tiger Men­sch, der absichtlich anderen weh tut. Es gibt Gründe, warum ich etwas tue und die erk­läre ich gerne. Wenn ein ander­er das missver­ste­ht, dann soll er’s mir sagen. Ich denke wirk­lich gerne darüber nach und ver­suche seine und meine Blick­winkel zu sehen und zu verstehen.

Dass ich mich in solche Sit­u­a­tio­nen, wo ich Luft werde, begeben muss, ist schlimm genug. So schnell kann ich gar nicht sein, wie ich dort weg will.

Eines habe ich gel­ernt, wenn ich bei Fre­un­den nicht so leise, so still, so langsam sein darf, wie ich es brauche, dann gehe ich. Ich sagte ein­mal, ich möchte etwas zu Ende sprechen, es aussprechen, etwas das mich schmerzte und mich in all mein­er Ver­let­zlichkeit traf. Ich sagte ein zweites Mal, dass ich etwas zu sagen hätte und kam nicht zu Wort, weil der andere es eilig hat­te, von sich zu sprechen. Als er mich ein drittes Mal unter­brach, war ich müde. So habe ich beim let­zten Mann, dem ich erlaubt habe, mir näher zu kom­men, gesagt: „Ich mag nicht mehr. Es ist mir zu anstren­gend.“ Nach dem ich ihn drei Mal gebeten hat­te, mich aussprechen zu lassen. Und er begann, mich zu beschimpfen, eine Woche lang. Bis ich unmissver­ständlich sagen kon­nte, geh weg. Dieser Mann sprach davon, so zart wie ein Schmetter­ling zu sein. Es war der Tag, an dem mich der Flügelschlag eines Schmetter­lings umwarf. Dass ich damit auch eine Fre­undin ver­lor, ahnte ich nicht. Doch ich war stolz, mir treu gewe­sen zu sein. Aber in dem Moment, wo ich wagte, so zu han­deln, wie ich es brauche, bezweifelte sie meine Authen­tiz­ität und warf mir unge­heuren Ego­is­mus vor. Es tut noch immer weh.

Es war das let­zte Mal, dass ich Kraft für so eine Auseinan­der­set­zung hatte.
Ich wollte die Kraft, die ich hat­te, nur für jeman­den ein­set­zen, der es mir wert war. Und das war in den ver­gan­genen Jahren meine Mut­ter. Die Energie für neue Exper­i­mente fehlte mir. Platz war zulet­zt nur mehr für Fre­unde, die mich, jed­er auf seine Art, auffingen.

Doch weil dies nicht genug ist, hole ich mir die Erfahrung der Nich­tex­is­tenz immer wieder in mein Leben. In lächer­lichen Momenten. Jene Stun­den, die mir per­sön­lich nicht so nahe gehen, wer­den dann plöt­zlich sehr intim. Da dachte ich, ich übe zu sagen, was mir wichtig ist. Irgen­dein sach­lich­es The­ma, in der Arbeit etwa, wollte ich benutzen, um meine Mei­n­ung zu vertreten, und ernte das Nichts. Als ob ich nie etwas gesagt hätte. Wieder löse ich mich in Luft auf. Schweigen als Antwort. Ich ver­sage kläglich, wahrgenom­men zu wer­den. Bei men­schen, die ich für meine Fre­unde hielt, hängt es mir dann Jahre nach. Und als Resul­tat frage ich mich, ergibt es über­haupt Sinn für mich, meine Bedürfnisse oder meine Gefüh­le zu äußern?

Ich bin allein.

Oft fragte ich mich, wie ich es schaffe, Luft zu sein. Ich mag nicht rum­brüllen müssen, um gehört zu wer­den. Außer­dem lernte ich, dass ich mich auch tobend aufzulösen beginne. Auch in diesen Momenten blickt man durch mich wie durch Luft.

Wäre ich mir nur weniger bewusst, wie lange es dauert, einan­der ver­traut zu machen, dann wäre es leichter. Keine Erfahrung, die ich machte, zeigte mir, dass ich so sein darf, wie ich bin, außer wenn ich alleine bin. Aber allein bin ich kaum wütend. Und vielle­icht würde dann diese Angst gehen. Vielle­icht würde ich nicht mehr erstar­ren. Deshalb füh­le ich mich so ganz ganz, wenn ich nur mit mir bin.

Ich spreche nie­man­dem ab, noch würde ich wollen, dass ein ander­er nicht stür­misch, wütend, alles um sich wer­fend ist. Lebt euren Zorn auf eure Weise, ich habe kein Prob­lem damit. Nur lasst mir meine Reak­tion eben­so, wie ich euch eure lasse. Vielle­icht irri­tiert es euch, wenn ich dann nur schaue. Aber ich kann in diesem Moment nicht mehr, ich bin bewe­gungs­los. Es ist Platz für vieles auf dieser Erde, lasst mir meinen, wie ich euch euren. Das wollte ich noch sagen.

So wie der eine unbe­herrscht nach Außen geht, gehe ich unbe­herrscht nach Innen. Wed­er das eine ist eine bewusst kon­trol­lierte Hand­lung, noch das andere. Vielle­icht werde ich sie ein­mal schneller im Griff haben, aber für jet­zt ist es genug, zu wis­sen, dass es so kom­men kann.

Schmun­zel­nd stelle ich ger­ade fest, dass ich die Hoff­nung nicht aufgegeben habe, dass ich wieder diese intime Nähe erfahre.

Das ist mein Reise­tage­buch in innere und äußere Wel­ten. Ich freu mich, dass ich diese Reise unternehme. Ich ahne nicht, wohin sie mich noch führen wird.

Auf dem Berg

Zu kalt
Zu verwirrt
Zu einsam
Ich sitze auf dem Berg

Fast hätte ich es vergessen
Verdeckt durch Alltag’s Allerlei
Das tiefe Du und Ich

Wo ist der Platz der Begeg­nung des Wahren?
Wo ist der Ort, an dem ich dich sehen kann?
Wo bin ich, um dich zu erkennen?

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