Wald — Steppe — Tundra — wie mag es hier vor 20.000 Jahren ausgesehen haben

Die Dor­dogne ist eine reizvolle Land­schaft. Neben den vie­len Eichen­bäu­men habe ich auch Kiefern gese­hen und auch einen Feigen­baum zeigte mir wie fre­undlich es hier ist.

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Doch wie sah es aus, als diese Höhlen Zen­tren — aus welchen Grün­den auch immer — wur­den? Wie ein­fach habe ich mir das alles vorgestellt und wie kom­pliziert ist das alles bei genauerem Hinsehen.

Die let­zte Eiszeit, die Würmeiszeit, dauerte 115.000 BP bis 10.000 BP. Wie schnell ist das hingeschrieben, bis ich dann genauer schaute und sehen müsste, dass es auch in dieser let­zten Kaltzeit wärmere Phasen gab. Wenn es nur kalt gewe­sen wäre, dann hätte ich schnell mal Tun­dra getippt. Steppe vielle­icht noch. Aber das war in den käl­teren Phasen, die auch trock­enere Zeit­en waren, da so viel Wass­er gebun­den war (jet­zt wird’s bei uns wärmer, also sollte es auch mehr reg­nen, tja nix mit Son­nen­schein jahrein, jahraus.). Der Tun­dra fol­gte der bore­ale Nadel­wald oder Taiga. Auch von Park­tun­dra mit vere­inzel­ten Baum­grup­pen ist die Rede.

Ich habe mich also auf die Suche begeben und geschaut, in welch­er Umge­bung jene Tiere lebten, die hier abge­bildet sind. Nach­dem ich zu fast allen Tieren nachgeschla­gen habe, notiert habe in welch­er Umge­bung sie lebten, stolperte ich zulet­zt auf die Mam­mut­steppe oder Step­pen­tun­dra. Warum nicht gleich?

Die Wikipedia schreibt dazu:

Die Land­schaft war nahezu baum­frei, zu den vorherrschen­den Pflanzenarten zählten Gräs­er, Ried­gräs­er, Kräuter, Zwerg-Birken und Polar-Wei­den. Häu­fig wird die Mam­mut­steppe auf­grund dieser Mis­chung mit der heuti­gen Tun­dra ver­glichen, stimmte aber nur bed­ingt übere­in. Tren­nende Merk­male sind vor allem die unter­schiedlichen Son­nen­stände und die damit ver­bun­de­nen Jahreszeitzyklen, die die Mam­mut­steppe mit ihren in weit­en Teilen vorherrschen­den Lichtver­hält­nis­sen der mit­tleren Bre­it­en von der nördlichen Tun­dra mit aus­geprägten Polar­som­mern und ‑win­tern abset­zt. Dadurch ent­stand eine arten- und vor allem nährstof­fre­iche Veg­e­ta­tion, zusät­zlich begün­stigt durch die auf­grund der nahen Gletsch­er auftre­tenden lang andauern­den Hochdrucklagen.

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Hier hat man im Laténe Muse­um eine kleine Fläche entsprechend der Tun­dra angelegt. Ich weiß nicht recht, ob das im Bild so auch klar wird.

Woll­haar­mam­mut (Mam­muthus prim­i­ge­nius), auch andere Großsäuger wie das Woll­nashorn (Coelodon­ta antiq­ui­tatis), der Moschu­sochse (Ovi­bos moscha­tus), das Ren (Rangifer taran­dus), die Saiga-Anti­lope (Saiga tatar­i­ca) aber auch der aus­gestor­bene Step­pen­bi­son (Bison priscus) und die eiszeitliche Wildpferdeun­ter­art Equ­us cabal­lus lenen­sis. Nicht gek­lärt ist, ob durch die Wei­deak­tiv­itäten dieser Mega­her­bi­voren diese spez­i­fis­che Land­schafts­form ent­stand und sie ver­schwand, nach­dem die Tiere ausstar­ben oder ob das Ver­schwinden dieser Land­schafts­form dazu führte, dass die typ­is­chen Großsäuger ausstarben.

Das passt nun auch, was ich zu Ren­tier und Stein­bock gefun­den habe.

Span­nend war dann noch der Ein­trag zum Höhlenlöwen:

Ihre Nahrung bestand vor allem aus größeren Huftieren der dama­li­gen Zeit, etwa Wildpfer­den, Hirschen, Wildrindern und Antilopen. In jung­pleis­tozä­nen Ablagerun­gen des Rheins von Hes­se­naue bei Darm­stadt wurde das Schien­bein eines Höh­len­löwen gefun­den, das trotz ein­er schw­eren Entzün­dung des Knochen­marks, die das Tier vorüberge­hend jag­dun­fähig machte, später wieder ver­heilt ist. Das Tier muss dem­nach noch län­gere Zeit mit dieser Behin­derung über­lebt haben. Das legt nahe, dass dieses Tier von Artgenossen an der Beute geduldet oder mit Fut­ter ver­sorgt wurde. Möglicher­weise war der Höh­len­löwe also ähn­lich wie heutige Löwen ein Rudeltier.

Ich habe viel gele­sen und geschaut in let­zter Zeit und da wurde auch betont, wie sozial der frühe Men­sch (ich denke, es war der Nean­der­taler — Gott Lob bin ich kein Wis­senschaftler — der Wasser­stand der Donau tut es bei mir auch, denn ich schaue mir seit etlichen Aben­den alle möglichen Doku­men­ta­tio­nen über die Entwick­lung des Men­schen an, da wurde es irgend­wo erwäh­nt 🙂 war, als man einen Kopf eines älteren Men­schen fand, der 2 Jahre lang keine Zähne mehr hat­te, der also mitver­sorgt wurde (u.a. das Fleisch vorgekaut). Da musste ich an meine Mut­ter denken, die auch 2 Jahre lang püri­ertes Essen bekam.

Was bedeutet das nun alles? 

Der Wald hier rund herum ist ein­er­seits sehr kusche­lig, aber ander­er­seits ver­liere ich jegliche Orientierung.

Man sieht ein­fach nicht weit. Außer­dem kon­nte ich mir nicht recht vorstellen, dass riesige Tier­her­den durch so dicht bewaldetes Gebi­et zogen. Viele der Tiere zogen jahreszeitlich bed­ingt durch das Land. Gehört hab ich das natür­lich von Ren oder den Bisons, bei den Pfer­den war ich mir da nicht so sich­er, aber bei denen war das auch der Fall. Selb­st der Stein­bock zieht bei uns in den Alpen rauf und runter.

Um das alles noch ver­wirren­der zu machen, hörte ich nun in ein­er Führung, dass Ren dur­chaus sta­tionär hier lebten, denn es wur­den Gewei­he von Weibchen und Män­nchen der Ren­tiere gefun­den und die wer­fen unter­schiedlich ihre Gewei­he ab. Im Früh­jahr Weibchen, im Herb­st Män­nchen und dann waren dann auch noch Jungtier­knochen. Also als es vernün­ftig kühl war (so wie es Ren­tiere für vernün­ftig hal­ten), zogen sie ein­fach hier ihre Run­den und ran­nten nicht wie blöd tausende Kilo­me­ter weit. Sie stell­ten 90% der tierischen Nahrung, von ihnen nutzte man, neben dem Fleisch, Knochen, Geweih und Fell. Tja, da gab’s nicht so viel Rest­müll wie bei uns.

Nach­dem ich nun nochmal darüber nach­dachte, entsprechen die Funde trotza­llem den Wan­derun­gen im Früh­jahr und Herb­st. Es ist nicht wirk­lich ein Zeichen von hier immer leben­den Tieren.

Diese Tiere waren also nicht per­ma­nent hier. Der Men­sch als Jäger und Samm­ler zog auch durch die Gegend, also viel Bewe­gung rund herum. Er soll außer­dem viel Klein­wild gejagt haben, von dem sieht man nichts in den Höhlen.

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Es war also eine Step­pen­land­schaft. Und zu bes­timmten Zeit­en zogen hier große Tiere durch. Zu den Lieblingsspeißen zählte Ren und Pferd, wenn man die Fund­plätze bei den Feuer­stellen betra­chtet. Das haben sie hier erzählt, als ich in den Höhlen zu Besuch war. Und die Wikipedia wider­spricht sich da, ein­mal hät­ten sie viele Woll­haar­mam­muts gegessen, ein­mal nicht (natür­lich an ander­er stelle). Genutzt ja, das Elfen­bein war cool, ein Kind hat man in einem Grab mit einem Schul­terblatt eines Mam­muts bedeckt. Die mas­sive Nutzung wie in Sibirien hat man hier aber nicht nachgewiesen. Die Abbil­dun­gen sind für mich zwar aufre­gend und wahrschein­lich für viele andere auch, aber es sind nur rund 7% aller Abbil­dun­gen der Frankokantabrische Höh­lenkun­st (so wird die Kun­st unser­er Altvorderen hier in Süd­frankre­ich und Spanien benan­nt). Und sie waren ein­fach beein­druck­ende Lebewesen.

Ps. Abso­lut nichts zur Sache, aber weil ich es berührend fand, auch das Woll­haar­mam­mut hat­te Karies und Arthritis.

Zeit und Muße — Abri du Poisson

Immer wieder muss ich daran denken, wie ver­wirrt ich war, als ich bei „prim­i­tiv­en“ Völk­ern hörte, dass sie einen hal­ben Tag damit ver­bracht­en, sich ums Über­leben zu küm­mern. Anschließend hat­ten sie „frei“. Freizeit, um mit einan­der zu reden, zu sin­gen, irgen­det­was, das nicht zielo­ri­en­tiert ist zu tun. Wenn ich nun hier in der Dor­dogne die Höhlen auf­suche, kommt dieser Gedanke wieder in mir hoch. Auf der einen Seite wird von der harten Zeit gesprochen und ich will mir gar nicht vorstellen, wie man über­lebt, wenn es draußen eiskalt ist, eben eine Eiszeit. Und dann gibt es Men­schen, die sich tief in Höhlen hinein wagen, um dort Abbil­dun­gen an den Wän­den anzubrin­gen. Doch nicht nur dort find­en sich Bilder, auch in ihren Wohn­plätzen, die nie in ein­er Höh­le son­dern in ein­er Abri, einem Unter­stand, einem Fel­süber­hang, einem Shel­ter. Hier wur­den Sied­lungsspuren gefunden.

Im Abri du Pois­son wurde 20 Jahre nach dessen Ent­deck­ung, als sich wieder mal jemand daran machte die Funde aus Steinen zu Geld zu machen, hin­legte, um sich eine Pause zu gön­nen, den 1 Meter großen Lachs an der Decke ent­deck­te. Die Fran­zosen waren nicht inter­essiert und das Berlin­er Völk­erkun­de­mu­se­um sehr viel Geld (umgerech­net wären das heute 200.000€) bot. Als man ver­suchte, das Relief zu ent­fer­nen, schritt – mit Verzögerung das zuständi­ge Franzö­sis­che Min­is­teri­um ein. Wie ein Rah­men ziehen sich die Meisel­spuren rund um den Lachs.

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Ein andere Gravur fiel dieser Arbeit zum Opfer, die weni­gen Spuren lassen keine Deu­tung mehr zu,
Diese Abri wurde die erste prähis­torische Fund­stätte, die zu einem „Mon­u­ment his­torique“ wurde, einem Denkmal, das unter beson­derem Schutz und Unter­stützung durch den Staat ste­ht. Da der Über­hang heute sehr feucht ist und deshalb von Moosen über­zo­gen, hat man vor 100 Jahren die Decke begonnen übereifrig zu reini­gen. Das rote Ock­er, mit dem auch der Lachs einge­färbt war, ging dabei ver­loren. Nur an eini­gen Stellen kann man noch die roten Fleck­en erken­nen. Diese Reini­gungsak­tio­nen fan­den an eini­gen Höhlen und Abri statt, wo man glaubte, die Ritzun­gen seien das einzige und die Ock­er­spuren wur­den als solche damals noch nicht erkannt.

Wie in Font-de-Gaume gibt es ein Hand­neg­a­tiv zu sehen, die mit Manganox­id und der Sprühtech­nik an der Decke abge­bildet wurde. Durch die Feuchtigkeit fie­len von der Decke immer wieder mit rotem Ock­er bemalte Stücke und erlauben so die Zuord­nung, dass die Deck­en­gravur und Malereien vor über 27.000 Jahren ange­fer­tigt wurden.

Der Lachs wird vielfach als männlich­er eingestuft, sieht man aber auf die Abbil­dung von einem anderen Platz aus, näm­lich unter der Hand ste­hend, kann man dur­chaus auch einen weib­lichen Lachs sehen, dessen Bauch voll mit ihren Eiern ist. Heute gibt es dort keinen Lachs an der Vezére mehr, ein­er­seits ist es zu warm und ander­er­seits erlaubt der Zus­tand der Flüsse kein fro­hes Leben der Lachse mehr.

Diese frühen Men­schen hat­ten also Zeit und Muße ihre Wohn­plätze zu gestal­ten. Es lag ihnen daran, ihre Umge­bung zu verän­dern. Es war Zeit genug vorhan­den. Dabei darf ich nicht vergessen, dass es sich nicht um Wohn­stät­ten han­delt, die jahraus jahrein bewohnt waren, son­dern immer nur zeitweilig als Unter­schlupf dien­ten. Man zog um, als Jäger und Samm­ler fol­gten sie ihrem Essen. Dieses Bild vom ewig nicht nur Jagen­den son­dern auch Gejagtem, der nur an sein Über­leben dachte, kann nicht stim­men. Es war Zeit vorhan­den, Über­flüs­siges zu tun, sich der Muße hinzugeben, Zeit für sich zu nutzen.

So wie ich hier mein­er Muße fröne. Oft genug ertappe ich mich, da und dort wäre noch eine Höh­le oder Abri, die ich besuchen kön­nte. Doch ist mehr immer bess­er? Es sind wirk­lich noch eine Menge Plätze da. Klar wäre Berni­fal einen Besuch wert, nicht nur wegen der inter­es­san­ten Abbil­dun­gen son­dern auch wegen des lei­den­schaftlichen Bauern und Eigen­tümers, der mit Begeis­terung durch die Höh­le führt und seine Inter­pre­ta­tio­nen (die ich aber nicht ver­ste­hen würde) zum Besten gibt.

Es bedeutet mir aber viel, dazwis­chen Zeit damit zu ver­brin­gen, nachzule­sen, nachzu­denken, Gedanken festzuhal­ten und mir mein eigenes Bild zu schaf­fen. Manch­mal ertappe ich mich dabei, dass ich nur wenige Momente nichts tue. Ich bin tat­säch­lich beschäftigt, die Ein­drücke zu ver­ar­beit­en, Bilder zusam­men­zustellen und mir ein eigenes Büch­lein im Andenken an den Urlaub und den vie­len Men­schen, die hier lebten und durchzogen.

Willkommen im Mittelalter — La Roque-St-Christophe

An diesem Felsen auf dem Weg von Mon­ti­gnac nach Les Ezyies lebten eben­falls immer wieder Men­schen. Doch hier ist nur ein klein­er Teil der Prähis­to­rie gewid­met. Und ob die Treppe wirk­lich steinzeitlich ist, wage ich zu bezweifeln.

Die Aus­sicht von diesem Felsen, war großar­tig. Unten der Fluss, der mit Sicher­heit das Land um ihn herum in ein feucht­es Sumpfland ver­wan­delte, aber man weit über das Land schauen kon­nte und schon früh her­an­na­hen­des Wild oder auch Feinde sehen konnte.

Doch ist beein­druck­end, wie sich die Häuser in den Felsen schmiegten. Am besten sieht man das am Mod­ell, das ich auch fotografiert habe. Neben der Mini-Zug­brücke über die man erst in das Dorf gelan­gen kon­nte, waren es die Waf­fen, die mir zu denken gaben. Der Platz war sich­er. Man kon­nte weit sehen in alle Rich­tun­gen, wo Feinde kom­men konnten.

Ist es nicht trau­rig, wie sehr unsere Geschichte von Feind­schaft, gewalt­samen Über­fällen und Über­grif­f­en, Aneig­nung frem­den Lan­des und Gutes geprägt ist? So viele Anstren­gun­gen wur­den unter­nom­men, um sich zu schützen. Was für schwere Zeit­en waren das wohl? War es wirk­lich erstrebenswert, der Steinzeit zu ent­fliehen? Statt Naturkatas­tro­phen (die es später trotz­dem gab, auch wenn es vielle­icht nicht mehr ganz so kalt wurde) und Bären, Löwen und Hyä­nen, musste man sich jet­zt mehr vor anderen Men­schen in Acht nehmen. Und es war immer der Fortschritt, der den näch­sten siegen ließ. Der, der bessere Waf­fen hat­te, kon­nte den Sieg in Anspruch nehmen.

Die furchter­re­gen­den, ange­mal­ten, laut schreien­den, die Haare zu Berg frisiert und mit Kalk gestärkt in Hor­den here­in­fal­l­en­den Kel­ten gegen die struk­turi­erten Römer, die, wie wir seit Aster­ix und Obelix wis­sen, sich zu Schild­kröte und ähn­lichem formierten.

Haben wir Men­schen nichts Besseres zu tun, als zu über­legen, wie wir über­legen wären?

Feuerstein — Laugerie-Haute

Doch es war endlich die Antwort auf eine ganz andere Frage, die ich mir schon gestellt hat­te. Wo hat­ten die den ganzen Feuer­stein, Flint, Horn­stein, Silex her? Und du fragst dich wohl, was das alles ist? Eigentlich ziem­lich das gle­iche. Wie dieser Stein ent­standen ist, wis­sen sie noch nicht genau, es ist nur klar, dass Kiesel­säure-Ablagerun­gen im Meer — wie der ganze Kalk rund­herum auch — daran beteiligt sind.

Woher kom­men die? Von Kieselschwäm­men und Kiese­lal­gen. Erstere haben ihr Skelett statt mit Cal­ci­um­car­bon­at mit Sili­ci­um­diox­id (aus Kiesel­säure) aufge­baut, zweit­ere haben ihre Zell­hüllen daraus aufge­baut. Das lässt mich ganz kurz noch mal daran denken, dass die ganzen Kalka­lpen oder die weißen Klip­pen von Dover rein organ­is­chen, das heißt aus lebendi­gen Organ­is­men, ent­standen sind. Und wir Men­schen glauben, dass wir viele sind.

Wenn du wie ich denkst und glaub­st, dass man den nur zum Feuer­ma­chen ver­wen­det, dann täuscht du dich.

Es ist DER Stein der Steinzeit, qua­si das Top­mod­ell, aus dem die meis­ten Beile und Klin­gen speziell im Jung­paläolithikum und in der Jung­steinzeit ange­fer­tigt wurden.

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Jung­paläolithikum: das ist das Ende der Alt­steinzeit und wird mit dem Erre­ichen Europas des Cro-Magnon Men­schen um 40000 eingeleitet

Jung­steinzeit: das ist jene Zeit, wo Men­schen sesshaft wur­den und mit Acker­bau und Viehzucht began­nen vor ca. 10.000 Jahren, die Häuser wur­den rechteck­ig, sie lebten in grösseren Gemein­schaften, die Unter­schiede zwis­chen den Men­schen wuch­sen, manche beka­men wertvolle Grabbeiga­ben. Das ist wohl der Beginn dessen, was wir heute vorfind­en bzw. wie wir heute leben.

Wo habe ich eigentlich ange­fan­gen? Beim Feuer­stein. Noch ein Satz um Feuer zu machen brauchte man dann noch Zun­der­schwamm, das ist der Schwamm der auf Bäu­men wächst, den ich zwar gese­hen habe, aber dass der auch zu etwas gut ist, habe ich erst im Laténe Muse­um gel­ernt. Der bren­nt recht gut und hält auch die Glut sehr lange. Auch Ötzi hat­te den mit dabei. Qua­si das Feuerzeug der Steinzeit.

© Wikipedia

Doch den Feuer­stein braucht man nicht unbe­d­ingt zum Feuer­ma­chen, das würde mit anderen Steinen. Doch beson­ders gute wur­den dur­chaus getauscht oder über weite Streck­en mitgenommen.

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In einem Buch war vom Feuer­stein­knollen als dem Schweiz­er Mess­er der Steinzeit die Rede. Es war anscheinend eine all­ge­meine Fähigkeit sich aus den Knollen passendes Werkzeug zu schla­gen. Natür­lich gab es bessere und schlechtere Knollen. Doch wis­sen wir, wie weit die Men­schen damals saison­al zogen? Natür­lich erscheinen uns 250 km heute weit. Wer würde heute frei­willig soweit gehen, außer jene, die dem Hype der let­zten Jahre fol­gend sich auf den Weg des St. Jacques begaben?

Doch wenn ich über­lege, dass damals Tun­dra vorherrschend war, man sich also nicht durch wildes Gesträuch und Wälder schla­gen musste, waren 10 km pro Tag ver­mut­lich leicht zu schaf­fen. Und in 25 Tagen wäre man 250km weit gekom­men. Wie weit waren Som­mer und Win­ter­lager voneinan­der getrennt?

Wie es aussieht sind Nean­der­taler in einem Umkreis von 10 km unter­wegs gewe­sen, so kon­nte ich im Muse­um von Les Ezyies lesen. Es hat irgen­det­was mit den Fund­stellen von Steinen zu tun, wie man den Radius berech­net hat.

Viele der Höhlen hier sind nur wenige Kilo­me­ter auseinan­der. Las­caux ist jedoch 25km von Les Ezyies ent­fer­nt, wo viele der Höhlen, die ich besuchte, zu find­en sind.

Laugerie-Haute ist ein sehr großer Abri. Und die Fundge­gen­stände sind sehr vielfältig. Deshalb ver­muten Prähis­torik­er auch, dass dieser Platz über Jahrtausende hin­weg aufge­sucht wurde, was die ver­schiede­nen Abfol­gen von Schicht­en aufzeigen. Ich kann die Ver­mu­tung, dass man sich hier traf, um gemein­sam zu feiern, Wis­sen auszu­tauschen, Part­ner zu find­en, gut nachvol­lziehen. Die Über­schwem­mungen der Vezére haben die einzel­nen Schicht­en begraben. Die Schicht­en sollen bis zu 31 Meter tief liegen. Die Funde waren der Anziehungspunkt Aus­gräber. Da damals die Grun­deigen­tümer Herr ihres Lan­des waren, waren sie auch Eigen­tümer der Funde auf ihrem Land bzw. kon­nten sie ihr Land ver­pacht­en und dann waren diejeni­gen, die etwas fan­den, die Eigen­tümer. Und die bud­del­ten und verscherbelten.

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Nicht jed­er, der grub, war inter­essiert, wann und wie dort gelebt wurde. Und so manch­er (unter anderem der Schweiz­er Otto Hauser wird hier immer wieder als rück­sicht­slos­er, sich nur bere­ich­ern wol­len­der Aus­gräber genan­nt. Er war tat­säch­lich nur an den Gegen­stän­den inter­essiert und nicht daran festzustellen, wann und woher genau der Fund stammte. Seine Meth­o­d­en waren so zweifel­haft, dass man heute nicht mehr fest­stellen kann aus welchem Zeitab­schnitt seine Funde tat­säch­lich stammten. So grub er ziem­lich hem­mungs­los Laugerie-Haute um. Er verkaufte viele Faustkeile, Klin­gen an ver­schiedene Museen nach Deutsch­land, aber auch an das British Muse­um in Lon­don. Viel Wis­sen ging dabei ver­loren. Auch wenn Hauser ein wenig Archäolo­gie studiert hat­te und sicher­lich auch Lei­den­schaft dafür entwick­elte, so war die Art und Weise sein­er Grabun­gen äußerst umstritten.

Hier habe ich nun auch mehr zu den berühmten Klin­gen des Solutréen gehört. Die hauchdün­nen Klin­gen (5–6mm), die die Form eines Lor­beerblattes haben, wur­den „rel­a­tiv kurz“ pro­duziert. Nur mal 2000 Jahre. In vie­len Museen kon­nte ich sehen, wie Faustkeile von Archäolo­gen, die sich darauf spezial­isierten, pro­duziert wur­den. Doch die Führerin hier erzählte uns von den verge­blichen Ver­suchen solch dünne Klin­gen zu erzeu­gen. Sie zer­brachen ein­fach zu leicht, auch das ist ein Grund, dass nicht mehr allzu viele ganze gefun­den wur­den. Sie waren nicht die opti­malen Spitzen für die Jagd, es waren vielle­icht viel mehr Klin­gen, die zeigen kon­nten, wie geschickt man ist und es wur­den Sta­tu­sob­jek­te, die man stolz mit sich führte.
Das zur The­o­rie, dass die Clo­vis-Kul­tur in Ameri­ka mit der Kul­tur des Solutréen ver­bun­den ist. Es gibt amerikanis­che Wis­senschaftler, die glauben, dass es eine Ein­wan­derung über den Eiss­child der let­zten Eiszeit aus Europa gab. Da ich noch ins Muse­um gehen will, behalte ich mir nun diese Frage auf. Wie wird unter­schieden zwis­chen „nor­malen“ Blattspitzen und diese ganz speziell dün­nen Blattspitzen des Solutrèen?

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Laugerie-Haute wurde als Platz der Steinzeit-Men­schen abrupt been­det, indem sich zwei riesige Felsen vom Dach des Abri lösten und den freien Platz zu einem engen, kühlen Ort macht­en. Als Platz war er trotz­dem begehrt, denn im 17. Jahrhun­dert wurde ein Haus errichtet, das heute die Fund­platze Laugerie-Haute und Laugerie-Haute Ouest tren­nt. Das Haus ist kühl und feucht durch die Nähe des Felsens, auch wenn es sehr roman­tisch aussieht, ist es heute doch nicht mehr bewohnt. Auf der gegenüber­liegen­den Seite ist nur mehr eine Ruine eines Haus­es sicht­bar. Erst jet­zt wird mir klar, dass in den Löch­ern, die man im Felsen sieht, Balken einge­zo­gen wur­den. Welche Art von Häusern oder Ställen dort waren, bleibt mir wieder mal ver­schlossen. Es zeigt aber, dass die Fel­swände bis heute her­auf Wohn­plätze waren und blieben. Das Schloss, das an ein­er solchen Fel­swand errichtet wurde, habe ich nur beim Vor­beifahren gese­hen. Es passt ger­ade nicht in meine Denkwelt.

Der östliche Fund­platz ist heute den Wis­senschaftlern vor­be­hal­ten. Der frühere Fest­platz ist ver­schwun­den. Zu sehen sind heute die ver­schiede­nen Stufen der Benutzung dieses Platzes. Inter­es­sant war es trotz­dem, denn ich höre gerne Geschicht­en zu und ich hat­te eine englis­che Führung, die mir neue Anre­gun­gen lieferte. Da ich bis­lang mehr auf das Schauen angewiesen war, und ich mir den Rest erlesen habe, war dies ein beson­der­er Genuss.

Geisterbahn oder doch mehr? Rouffiniac

Gott, was für eine Höh­le, bess­er gesagt, was für ein Höhlensystem!

Irgend­wie war mir das fast zuviel auf ein­mal. Wie immer meinem Mot­to fol­gend, nur nicht zuviel vorher lesen, damit die Über­raschung umso größer ist, war ich nicht auf das vor­bere­it­et, was ich hier zu sehen bekam.

Dass Las­caux nicht zu den riesi­gen Höhlen gehört, hat­te ich schon mit­bekom­men. Aber was ist schon riesig? Woher soll ich das den wissen?

Ich war schon beein­druckt von den paar hun­dert Metern engen Gang in Les Com­bar­relles, und von der Grotte Font-de-Gaume, die auch tief in den Berg geht, aber auch noch bis zu 12 Meter, wiki sagt huit, 8m, hoch ist, mein Franzö­sisch ist nicht das beste. Bei­de sind aber rel­a­tiv schmale Höhlen, in Les Com­bar­relles geht es nur, wenn wir Besuch­er hin­tere­inan­der hineinge­hen, in Font-de-Gaume kann man aneinan­der vor­beige­hen, eng ist es trotzdem.

In Azé hat­te ich ja schon gese­hen, wie ein Fluss sich durch den Berg windet. Aber das hier muss ein gewaltiger Gebirgs­bach gewe­sen sein. Eines wun­derte mich, die vie­len Knollen, die über­all her­aus­ragten. Bei nor­malem Kalk, der durch Ablagerun­gen im Meer ent­standen ist, sind keine frem­den, ander­sar­ti­gen Steine eingeschlossen. Aber siehe da, das war DER Feuer­stein, mehr über kommt noch später. Hier war er zu Hauf zu sehen, das war also ein solch spezieller Platz. Und vielle­icht sind die Löch­er in den Wän­den von Las­caux auch durch die Her­aus­nahme von Feuer­stein­knollen entstanden.

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Die Höh­le ist mehr als 8 Kilo­me­ter lang und wird jet­zt zu Besuch­szweck­en mit ein­er kleinen Elek­trobahn befahren, die ent­lang des Haupt­gangsys­tems 2 Kilo­me­ter tief in den Berg vor­dringt . Es beste­hen 10 Schachtöff­nun­gen, die in ein tief­eres Höh­len­stock­w­erk führen.

Ich schaute also bei der kleinen Eisen­bahn, die mich irgend­wie an die Liliput­bahn im Prater erin­nerte, links und rechts und da ging es mehrmals tief runter. Da musste das Wass­er also auf eine weichere Stelle gelangt sein und hat dann die diret­tis­si­ma nach unten gewählt. Wasser­strudel in einem Gebirgs­bach habe ich natür­lich auch schon gese­hen, aber was diese Wirbel unterirdisch Zustände brin­gen, und wie das in ein­er Höh­le aussieht, noch nicht. Dort bilden sich riesige kre­is­för­mige Dome.

Ich hat­te noch gar keine Bilder gese­hen und dachte mir, dass man das hier auch ohne diese her­vor­ra­gend als Geis­ter­bahn würde nutzen kön­nen. Ein paar Licht­ef­fek­te, mal dunkel, mal hell, da sieht man auch so zahlre­iche Ungeheuer.

Es geht also tief hinein in den Berg. Ich weiß nicht, ob ich mich so weit vor­wa­gen würde. Aber da waren schon welche in früheren Jahrhun­derten und nicht nur Jahrtausenden drin­nen. Und wie in Font-de-Gaume woll­ten sie, dass man sich an sie erin­nert. Hät­ten sie die Graf­fi­tis auch ange­bracht, wenn sie gewusst hät­ten, wie wir heute über sie denken? Es ist nicht schön, Inschriften zu sehen, die, ich ver­mute mal, wie „Hans war da“ lauteten, zu lesen.
Als ich nach oben sah, waren tiefe Rillen zu sehen. In meinem kleinen Lese­führer, den ich mir aus­lieh, kon­nte ich lesen, dass Bären hier ihre Krallen abschlif­f­en, oder ein­fach nur rein­haut­en, wozu auch immer. Später bekam ich dann auch das „Matratzen­lager“ der Bären zu sehen. Über viele, viele Jahre hin, haben sich Bären tief in die Höh­le zurück­ge­zo­gen (wie haben sie dort nur hineinge­fun­den, da ist es stock­dunkel und wieso wussten sie, wann es wieder Zeit zum Auf­ste­hen war? War es ein­fach nur Hunger, der sie wieder ins Freie trieb?). Nicht alle auf ein­mal, aber jede Fam­i­lie, die beschloss hier den Win­ter zu ver­brin­gen, hat sich im weichen Lehm eine Schlaf­mulde zurecht geformt. Und es war immer nur eine Fam­i­lie und nicht ein ganzes Bären­lager. Aber der Saal, der eine Mulde nach der anderen beherbergte, hat­te etwas sehr Berühren­des an sich. Das war aber lange vor jen­er Zeit, als dann der Men­sch, der Cro-Magnon-Men­sch die Höh­le zu benutzen begann.
Wie alle Höhlen, die tief hineinge­hen, ist auch diese nie bewohnt gewe­sen. (Zumin­d­est die, die ich bish­er gese­hen habe)
Dieses Höh­len­sys­tem wurde „nur“ aufge­sucht, um Zeich­nun­gen an den Wän­den und den Deck­en zu malen oder Gravuren anzubringen.
Was ich bis­lang ver­ab­säumt habe zu sagen, was dir als Leser aber auch noch nicht auf­fall­en hat kön­nen, ist, dass die Ritzun­gen, als sie ange­bracht wur­den, viel auf­fäl­liger her­aus ges­trahlt haben müssen. Denn der helle Kalk­stein, wenn er frisch anger­itzt wird, strahlt fast weiß und die Tiere müssen ganz anders her­vor­ge­treten sein als heute. Heute nehmen wir Taschen­lam­p­en und die Schat­ten helfen uns, die Fein­heit­en zu erkennen.
Wir sind also mit ein­er kleinen Eisen­bahn in den Berg gefahren. Nein, richtig ist, dass wir im Berg in die Eisen­bahn gestiegen sind und dann tief hin­unter tuck­erten. Manch­mal sah ich neben den Schienen, dass tiefe schwarze Löch­er in noch weit­ere Höhlen senkrecht hin­unter führten. Weit unten soll noch heute der Fluss fließen, der früher mal hier oben sein Unwe­sen trieb. Ich finde ja Gebirgs­bäche, mit ihrem stür­mis­chen, wilden Gehabe und ihrem ohren­betäuben­den Getöse sehr imposant. So muss es aber auch hier zuge­gan­gen sein, lange bevor Men­schen diese Höh­le betrat­en und lange bevor Bären hier ihren Win­ter­schlaf hielten.
Die Höh­le war schon lange bekan­nt. Sie wurde bere­its im 16. Jahrhun­dert in der „Cos­mo­gra­phie Uni­verselle“ erwäh­nt und wurde immer wieder von Men­schen aufge­sucht. Der Trag­weite oder his­torischen Tiefe war man sich nicht wirk­lich bewusst. Selb­st die Resis­tance hat sich in dieser Höh­le versteckt.
So bekan­nt die Höh­le über die Jahre hin­weg war, die prähis­torischen Fels­bilder wur­den erst 1956 offiziell erkan­nt und bestätigt wurden.
Ich finde es reizend, wie der Autor in Wikipe­di schreibt, dass es unver­ständlich ist, dass viele der bedeu­ten­den Abbil­dun­gen an gefährlichen Stellen ange­bracht wurden.

Was so mod­erne Men­schen für unver­ständlich hal­ten. Manch­mal würde ich gerne solche Autoren mit ein­er kleinen Fack­el hinein­ja­gen. Ich hätte bei meinem Fre­und Mar­tin doch zuse­hen sollen, wie er mit einem 6‑jährigen eine Fack­el bastelte. Vor allem hätte mich die Licht­in­ten­sität inter­essiert. Aber vielle­icht pro­biere ich mal Fet­t­lampe mit Wachold­erzweigen aus.

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Was sind das nun für Stellen? Eine der hin­ter­sten Plätze, die wir als Touris­ten besichti­gen kön­nen, ist zunächst mal für uns Touris­ten aus­ge­hoben wor­den, denn die Höh­le war hier nur mehr einen Meter hoch. Und da kann man schlecht mit ein­er Eisen­bahn hine­in­fahren. Aber selb­st wenn das nicht das Hin­der­nis gewe­sen wäre. Die teil­weise riesi­gen Bilder hät­ten wir nicht gut erken­nen kön­nen, wenn der Abstand so knapp ist. An der „Großen Decke“ find­en wir an der einen Seite Stein­böcke und auf der anderen Seit e Pferde, jew­eils eines davon sehr groß. Und über­all verteilt, sind Darstel­lun­gen von Mam­muts. Die in dieser Höh­le wirk­lich zahlre­ich vertreten sind. Wie sie diese Tiere vor allem die großen so wirk­lichkeits­ge­treu anbrin­gen kon­nten, ohne dass sie es als Ganzes gese­hen haben, fasziniert mich. Was den Wikipedia-Autor faszinierte, war der riesige Trichter, der an ein­er Seite der großen Decke tief nach unten führte. Dort unten soll es weit­ere Abbil­dun­gen geben. Wie sie dort hin­un­ter­stiegen oder bess­er krax­el­ten, habe ich mir nicht vorstellen kön­nen. Ich würde mich gut gesichert nicht unbe­d­ingt trauen.

Noch eines möchte ich noch erwäh­nen. Eine Form von Abbil­dun­gen, die nur dazu ver­führen, vergessen zu werden.

Viele Wände sind mit weichem Lehm über­zo­gen, nicht hin­greifen hat also eine wirk­lich wichtige Bedeu­tung. In diese weichen Wände wurde nun aber auch mit Fin­gern „gemalt“. Fin­ger­spuren wer­den sie genan­nt oder franzö­sisch tracé dig­i­tal. Ger­ade wer­den sie maka­ro­niar­tig genan­nt oder wenn sie sich schlän­geln mäan­der­ar­tig. Diese Zeichen bedeck­en 500 Quadrat­meter in Rouf­fi­gnac, wovon 50 von Kindern, die man in die Höhe gehoben hat, gefer­tigt wur­den. (wobei 46 nur von 2 Kindern stam­men) Kinder waren also Teil dessen, was in dieser Höh­le zele­bri­ert wurde. Es war keine Erwach­se­nen­welt, son­dern die Welt aller Men­schen. Nie­mand war von beson­deren Zer­e­monien aus­geschlossen. Oder standen hier diese Kinder sog­ar im Mit­telpunkt und die Zeichen dien­ten dazu, dass auch sie Kon­takt mit dieser dun­klen, mys­tis­chen Welt im inneren der Höh­le auf­nah­men? Später wur­den über Teile dieser Streifen Tiere ger­itzt, geformt, wie immer man das nen­nen mag.
Ein beson­der­er, ehrfurcht­ge­bi­etender Ort.
Und wir fahren mit der Eisen­bahn durch.

Grotte de Font-de-Gaume

Bei dieser Höh­le habe ich gel­ernt, dass es nicht zu gut ist, zuviele Höhlen an einem Tag zu besuchen, als ob ich nicht mehr Umw­er­fend­es sehen kann.

Denn eigentlich ist diese die berühmteste von jenen, die ich heute besucht habe (davor waren Les Com­barelles und Abri Cap Blanc, aber jede einzelne ver­di­ent einen eignen Ein­trag, finde ich) aber in der Früh war ich spät dran, 15 Minuten bevor die Kas­sa auf­machte und so kam ich erst mit der Führung um 16.00 hinein. Erst, sage ich, ich hätte schon Angst gar nicht hineinzukom­men, im Reise­führer war die Rede sich einen Monat vorher schriftlich oder tele­fonisch anzumelden. Per­sön­lich kann man sich allerd­ings keine Karten für mor­gen holen, da muss man schon um halb 10, eigentlich um 9, in der Schlange ste­hen. Das geht defin­i­tiv nur in der Vor­sai­son und damit hat­te ich gerech­net. Glück gehabt.

Ich mag es nicht im Urlaub mit Ter­mi­nen einge­quetscht zu sein. (Für die kleineren Höhlen, die nur an weni­gen Tagen Führun­gen haben, kon­nte ich allerd­ings Karten im voraus kaufen. Sie sind alle an der Kasse von Font-de-Gaume erhältlich und dort hal­ten sie auch fest, wieviele Karten bere­its für welche Höh­le oder, Abri, oder Fund­plätze an diesem Tag verkauft wur­den. Man kann dann zit­tern, wo wie ich, ob ich noch hineinkomme, wenn man am Mon­i­tor mitver­fol­gen kann, wie die Plätze “verkauft” wer­den und “com­plete” bei den einzel­nen Führun­gen steht.

Die weniger “berühmten” sind auch nicht direkt zugänglich, son­dern wir wer­den in Font-de-Gaume abge­holt und fahren mit dem Auto dem Guide hin­ter­her. Ich bin schon gespannt.

Zurück zu Font-de-Gaume, genug auf die Folter ges­pan­nt. Ich glaube, dass es in dieser Höh­le mehr als in den anderen, die ich bish­er gese­hen habe, wichtig ist, den richti­gen Winkel und Abstand zu haben. Manch­mal habe ich den Sti­er ein­fach nicht erkan­nt, weil ich falsch ges­tanden bin. Aus dem Gründe sind die kleinen Grup­pen dur­chaus gerecht­fer­tigt, nicht nur aus kon­ser­va­torischen Grün­den. Während man im Muse­um sich vor und zurück­be­we­gen kann, ist indem schmalen Gang oft auss­chlaggebend, an der richti­gen Stelle zu stehen.
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Die Höh­le war dur­chaus bekan­nt, bevor sie “ent­deckt” wurde. Und was machen Men­schen, wenn sie wo waren? Sie verewigen sich. Und so hat­ten im 18. Jahrhun­dert einige eifrige ihre Graf­fi­tis über den Jahrtausende alten ange­bracht. So sind sie halt, die Menschen.

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Wie schon bei Les Com­barelles war ich fasziniert, wie tief drin­nen die Bilder ger­itzt, gesprüht, gemalt wor­den sind. Doch im Gegen­satz zu ersteren sind hier die Gänge sehr hoch und man krack­selte anscheinend auch in die Höhe, um dort Bilder anzubrin­gen (wenn ich mit meinem nicht vorhan­de­nen Franzö­sisch richtig ver­standen habe)

Vielle­icht klingt es ver­rückt, aber am meis­ten beein­druckt haben mich, abstrak­ten For­men (tek­ti­forme — haus­för­mig bedeutet das in der Fach­sprache), denn die entziehen sich kom­plett unser­er Deu­tung. Da wird dann von Stäm­men oder Fam­i­lien gesprochen, aber die Wahrheit ist, wir wis­sen es nicht. Genau­so wenig kön­nen wir sagen, warum in ein­er Rei­he von Bullen ein­er in die andere Rich­tung marschiert. Aber mir gefällt, wie sie einge­fan­gen haben, dass diese Tiere in Rudeln leben und dass es hin und wieder Wider­spen­stige, Eigen­willige, beson­dere Wesen gibt, auch wenn sie von außen nicht anders ausse­hen wie die anderen, denn sie marschieren in die Gegen­rich­tung, egal wieviele sich ihnen entgegenstellen.

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Abri Cap Blanc

Es hat was, ein Fries von lebens­großen Pfer­den im Wohnz­im­mer zu haben. Denn das gibt es hier zu sehen. Es ist eigentlich keine Höh­le, ein Über­hang ähn­lich jen­er, die ich bei Les Com­barelles fotografiert habe.

Während die Wiese dort vor 10.000 Jahren 7 Meter tiefer lag, hat hier auch Schutt und Geröll den Fries geschützt. ABER gut gemeint ist nicht immer gute gemacht. Die Ama­teure, die diesen Über­hang ent­deck­ten, sind ziem­lich bru­tal vorge­gan­gen, als sie 1909 mit Schaufeln die ganze Höh­le aus­räumten. Den Archäolo­gen wird bes­timmt heute noch schlecht, wenn sie nur darüber nach­denken, was die da alles zer­störten. Auch am frei­haben sie Spuren hinterlassen.

Die Farbe, mit der die Pferde bemalt waren, ist über die Jahre ver­loren gegan­gen, anders als bei anderen Fun­den, wo man gut­ge­meint das Elfen­bein und die Knochen von dem “Schmutz” befre­ite, der oft die eigentliche Orig­i­nal­farbe war, rot­er Ocker.

Der Abri wurde im Mag­dalien bewohnt und wieder muss ich nach­le­sen, ich Laie. Also zwis­chen 15000 und 11000 BP (auch das kan­nte ich noch nicht “before present”). Die Funde in 2 Schicht­en weisen darauf hin. Also Sch­aber, Bohrer, Klin­gen aus Feuer­stein, Speere und Schmuck­ele­mente die in diversen Museen zu sehen sind. Ohne weit­er Erk­lärung schauen diese Dinge für mich ziem­lich gle­ich aus, auch wenn ich mich noch in die Arme einiger Museen wer­fen werde, ohne viel Hoff­nung, denn wenn es keine englis­che Erläuterung gibt, scheit­ere ich vollends.

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Auf der tief­sten Schicht unter drei Stein­plat­ten fand man das Grab ein­er jun­gen Frau, die in Embry­ohal­tung zur Ruhe gebetet wurde. Bis man sie an ein Muse­um in Chica­go verkaufte. Eine Nach­bil­dung kon­nte ich dort sehen und sie ähnelte dem, was ich in Cler­mont-Fer­rand gese­hen habe. Sie war eigentlich tiefer und weit­er hin­ten in der Abri begraben, aber was tut man nicht alles für uns Touris­ten, die ja alles sehen wollen. Nun liegt eine Kopie ganz vorne, durch­bricht jede Ehrfurcht, dass es sich hier um einen Men­schen han­delt. Vielle­icht habe ich auch deshalb so viel Erbar­men, weil sie so zusam­mengerollt, wie Schutz suchend, gebet­tet wurde.