Gut Ding braucht Weile: Gedichtband „Momente des Abschieds“

Eine meiner Leidenschaften, das Schreiben, ist heuer gänzlich zu kurz gekommen.

Endlich habe ich meine Gedichte aus einer dunklen Zeit veröffentlicht. Das Design war bereits im vergangenen Jahr fertig, die Bilder ausgesucht.

Es ist eine ganz eigene Herausforderung für mich, meine Traurigkeit offen stehen zu lassen. Wie viele Menschen gibt es, die verstehen, dass es Zeiten gibt, wo sie immer mitschwingt?

In sieben mageren Jahren, die mit dem Tod des Vaters begannen und mit dem der Mutter endeten, kamen Wörter zu mir. Heute scheinen die Schatten von damals verschwunden. Inzwischen wurden sie ein integraler Bestandteil. Abschied zeichnete diese Zeit meines Lebens auf vielfältige Weise.

Ich sammelte Wörter.

Wörter halfen zu überleben.

Eines Tages stellte ich fest, dass vieles in der Tiefe schlummerte, bis die Kraft zum Wachsen erreicht war, die ersten Triebe auftauchten und ließen mich wie eine Pflanze wieder dem Licht zustrebte.

Ich will die dunklen Zeiten nicht vergessen, sie sind ein Teil von mir, wie die heiteren auch.

Meine stillen „MOMENTE DES ABSCHIEDS“

Und zwar ganz privat, ganz allein, zu intim, zu sensibel, um sie anderen in die Hände zu legen, wollte ich dieses kleine Büchlein zum Leben erwecken.

Im ebook wirbelt es meine Bilder durcheinander, die Wörter nicht. Die Gedichte sind geblieben wie sie waren.

Ein Auswahl der Gedichte und Fotos kannst du hier nachlesen.
Bestellen kannst du sie hier.
Oder direkt bei mir. Schick mir einfach eine Nachricht.

Hitze

ich falle durch ein endloses Universum.
kann nicht sehen,
wo es beginnt und wo es endet.

ich fliege als Wolke,
die niemand berühren kann.
manchmal unsichtbar, nicht existent.

ich fliege über Berge.
das wildeste Gewitter versucht,
meine Tränen als Hagelkörner niedergehen zu lassen.

ich fliege als Wind,
über das Meer mit nichts, um mich anzuhalten,
und trinke eine neue Flasche mit frischen Tränen.

ich fliege über die Wüste,
die Hitze brennt
und ich hoffe, ich vergehe.

auf der sinnlosen Suche
wie ich vernichten könnte,
was ich fühle.


Aus dem Gedichtband Momente des Abschieds.

Tränenmeer

ich frage mich,
woher all die Tropfen fallen,
die über meine Wangen gleiten?

ist es meine Wolke,
die sich aus dem bildete,
was ich vergessen wollte?

oder sind es unser aller Träume
die nicht mehr wussten,
wie sie zu träumen sind.

all das Verdrängte stieg zum Himmel,
und die Wolke wurde dichter und dunkler,
bis der erste Tropfen fiel.

als ich zu weinen begann,
wusste ich nicht mehr,
wann ich je wieder aufhören würde.

und nun weine ich,
weil ich nichts anderes weiß,
bis die Wolke geleert und das Meer gefüllt.

langsam lerne ich,
in meinen Gefühlen zu schwimmen,
ich treibe darin, um dann wieder aufzutauchen,

und gebe allem Vergessenen,
das verloren war,
einen Raum der Geborgenheit.


Aus dem Gedichtband Momente des Abschieds.

mein Regenbogen

meine Tränen von heute,
sind mein Regenbogen.

sie bringen Farbe in mein Leben,
trösten mich, wenn ich traurig bin.

sie fallen in die Tiefe
des gefrorenen Lächelns von gestern.

sie springen in Kaskaden über meine Wangen,
wenn das Lachen mich überfällt.

ich lasse sie fließen,
weil ich meinen Schmerz sehe.

sie, die wie Tautropfen entstehen,
um alte Erinnerungen mit frischem Wasser zu beleben.


Aus dem Gedichtband Momente des Abschieds.

das andere Land

ich bin ganz nah bei mir.
da, wo alles seinen Anfang nimmt
und alles enden wird.

da, wo nur mein Gefühl zuhause ist,
da ist soviel Wunderbares,
aber auch so viel Schmerz.

langsam bekomme ich eine Idee,
wer ich bin,
ohne Mantel der Verleugnung.

ich bekomme Angst,
dass ich nicht mehr weiß,
was tun. die Stimme bricht.

warum nur schmerzt so Vieles,
an diesem Platz ohne Worte,
im Meer der Gefühle?

es geht tief hinunter
in ein unbekanntes Land,
das klarer nicht sein könnte.

die Erinnerung an dieses Land
wurde mir ausgetrieben,
als ob es böse wäre.

es ist so ungeheuer gewaltig.
es ist so unendlich klein.
alles und nichts.

ich bin es nicht mehr gewöhnt
so zu spüren.
noch immer schnapp ich nach Luft.


Aus dem Gedichtband Momente des Abschieds.

im Atem des Windes

ich versuche, mit dem Wind zu sprechen,
er berührt mich,
er singt für mich
ein Lied der tausend Blätter,
mit jedem Blatt eine andere Geschichte,
während ich meinen geheimsten Schmerz flüstere.

ich versuche mit dem Wind zu spielen,
er tanzt mit mir,
er spielt mit mir
das Spiel der tausend Blätter,
mit jedem Blatt eine andere Geschichte,
während mein Schmerz sich in seinem Atem verliert.


Aus dem Gedichtband Momente des Abschieds.

Teil des Universum

ich hatte meine Unschuld verloren,
und sie kam zurück,
als ich bereit war.

ein riesiges Universum der Weisheit
und ich habe ein Teil berührt
als meine Unschuld ein Teil von ihr wurde.

wenn ich versuche, einfach zu sein,
obwohl und gegen alles, was ich je sah,
dann finde ich die Reinheit des Lebens.

mit dieser Unschuld kann ich offen sein,
kann sehen, dass alles richtig ist,
auch wenn ich es nicht verstehe.

jungfräulich bin ich Teil des Universums,
heller und schöner
berührender und zarter.

das ist, was ich probiere.


Aus dem Gedichtband Momente des Abschieds.

Tanz mit der Göttin

als ich es wagte, dich zu treffen,
sah ich eine Göttin.
ich bestaunte deine Schönheit
und verstummte, um deine Weisheit zu sehen.
still verneigte ich mich tief.

aber deine Mutter sagte mir,
ich soll mit dir tanzen.

du bist so wunderbar.
ich wage es kaum, dich anzusehen.
wie sollte ich da tanzen?

leise fingst du zu lachen an,
ansteckend,
und ich lachte mit dir.

ich wusste nicht warum,
demütig, verlegen, scheu.
du sagtest:

ich bin nicht mehr
und auch nicht weniger als jeder von uns
gib mir deine Hand
und tanze.

die Göttin nahm meine Hände
und wir begannen uns zu drehen.

während ich sie anblickte,
begriff ich,
dass wir die Welt umarmten.


Aus dem Gedichtband Momente des Abschieds.

Stille

Jetzt steht sie still,
die Zeit.
nach Wochen,
wo jede Umdrehung
etwas Neues brachte,
ist es still.

am Morgen krähte ein Rabe
und kündigte das Schweigen an.
wann wird sich die Starre lösen?
noch sehe ich kein Ende.

bewegungslos
warte ich auf das Unaufhaltsame,
harre dem Unwiederbringlichen,
suche den stetigen Wandel.

noch steht sie still,
die Zeit.


Aus dem Gedichtband Momente des Abschieds.